Sie zählen zu den einflussreichsten und bekanntesten Metal-Bands der Musikgeschichte. Soeben ist ihr 14. Studioalbum "The Screaming Of The Valkyries" erschienen und schaffte es bei uns sogar bis auf Platz 4 der Charts. Am 20. November kommen sie live nach Wien. Eigentlich läuft bei Cradle of Filth alles am Schnürchen, sollte man meinen. Doch intern überschlagen sich gerade die Ereignisse.
Erst verkündete Keyboarderin Zoë Marie Federoff ihren Abschied, kurz darauf folgte ihr Mann Marek "Ashok" Šmerda. Der Gitarrist wollte eigentlich die aktuelle Lateinamerika-Tour noch zu Ende spielen – doch sein Statement hatte es in sich.
"Liebe Fans und Freunde, ich bitte euch, meine Frau und mich in dieser Übergangsphase zu respektieren", schrieb Ashok.
"Ich verlasse Cradle Of Filth in der Tat am Ende dieser aktuellen Tournee. (…) Wir finden einfach, dass Cradle nicht für unsere Zukunft sorgen kann und dies sogar behindert. Neben anderen Gründen ist es eine Menge Arbeit für relativ wenig Bezahlung. (…) Wir hatten seit einer Weile nicht mehr das Gefühl, dass diese Band tatsächlich seine Mitglieder priorisiert und sich um sie kümmert", so der Gitarrist, immerhin seit 2011 mit dabei.
Er legte nach: "Es waren Jahre von unprofessionellem Verhalten von Leuten über uns, die zu unserer Entscheidung geführt haben. (…) Ich habe zudem darum gebeten, dass all meine Kompositionen von den anstehenden Veröffentlichungen entfernt werden — inklusive der Ed Sheeran-Kollaboration ["Heute" hat berichtet]. Dieser Song fühlt sich für mich sowieso wie eine närrische Clown-Posse an."
Trotz aller Kritik kündigte Ashok an, die Tour "stark zu Ende" zu bringen: "Es ist mein letzter Ritt mit Cradle Of Filth, und ich bin stolz darauf, mein Bestes zu geben. (…) Bitte lasst meine Frau in Ruhe. Beleidigt sie oder ihre Entscheidungen niemals in meiner Gegenwart oder überhaupt."
Doch dabei blieb es nicht. Gemeinsam mit Federoff veröffentlichte er ein weiteres Statement – inklusive eines Vertrags, den sie unterschreiben sollten. Ihr Anwalt nannte ihn "den psychopathischsten Vertrag, den ein Session-Musiker jemals ausgehändigt bekommen konnte". Laut dem Ehepaar sollten sie für Cradle exklusiv verfügbar sein, bekämen dafür aber nur rund 150 Pfund pro Tag – hochgerechnet etwa 25.000 Pfund im Jahr. Dazu der Vorwurf: Dani Filth verstecke sich hinter dem Management, trete nicht für seine Mitmusiker ein und schaffe eine "bedrohliche und missbräuchliche" Atmosphäre.
Der schwerste Vorwurf: Zoë Federoff erlitt nach eigenen Angaben aufgrund der Tour-Strapazen eine Fehlgeburt.
Der Frontmann reagierte scharf – und setzte Ashok sofort vor die Tür: "Schweren Herzens verkünden Cradle Of Filth offiziell die Entlassung von Gitarrist Marek 'Ashok' Šmerda — mit sofortiger Wirkung. Trotz aller Versuche, die Band illegal zu diffamieren und aus der Bahn zu werfen, werden wir keine unserer Südamerika-Shows absagen."
Weiter heißt es: "Danke euch für euer Verständnis in dieser furchtbaren Angelegenheit. (…) Bitte respektiert unsere Entscheidung, uns jetzt von Ashok zu trennen anstatt am Ende der Tour. (…) Die Anschuldigungen gegenüber dem Management (…) sind komplett ungerecht und unbegründet. Geduld ist eine Tugend, und die Wahrheit wird immer herauskommen."
