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Trieb Hirnverletzung Ex-Footballer zum Mord?

Heute Redaktion
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Bild: picturedesk.com/APA

Anthony McClanahan ist angeklagt, seine Frau ermordet zu haben. Eine Rolle könnte dabei CTE gespielt habe – eine für Footballer typische Hirnerkrankung.

Blutüberströmt und auf allen vieren kriechend: So fand die Polizei den ehemaligen American-Football-Profi Anthony McClanahan am 2. November 2017 im Gang eines Hauses in Park City, Utah, vor. Seine Frau KC, "sein Baby" und er seien "von zwei oder drei Männern angegriffen worden", erklärte er daraufhin laut "The Salt Lake Tribune".

Kurz darauf entdeckten die Ermittler seine Ehefrau mit durchtrennter Kehle sowie Hinweise darauf, dass sich Keri Colleen "KC" McClanahan bis zum Schluss heftig gewehrt haben muss. Hinweise auf die vom Ex-Profi erwähnten Angreifer fanden sie dagegen keine. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft war es McClanahan, der seine Frau tötete, und hat Anklage erhoben. Dem Sportler droht im schlimmsten Fall eine lebenslange Haftstrafe.

"Tackle-Football ist der Teufel"

Doch womöglich kommt es nicht so weit, denn McClanahan, der in der Vergangenheit durch gewalttätige Ausraster aufgefallen war, lud just am Tag des Mordes ein mittlerweile gelöschtes 14-minütiges Video auf Youtube hoch. Darin führt er seine Probleme auf die Dutzenden Gehirnerschütterungen zurück, die er während seiner aktiven Zeit erlitten hat.

Darin gesteht er, dass er Angst vor dem Schlafen habe, denn "dann tut mein Kopf weh und ich fühle, wie ich einen anderen Quarterback angreifen möchte. Tackle-Football ist der Teufel."

Ausrede oder traurige Wahrheit?

Vielleicht nutzt McClanahan den Sport nur als Ausrede. Aber das muss nicht sein. Tatsächlich zeigt der Ex-Footballer viele Anzeichen einer sogenannten chronisch-traumatischen Enzephalopathie, kurz CTE.

Dabei handelt es sich um eine Hirnfunktionsstörung, die durch eine häufige mechanische Beeinflussung des Gehirns – durch Schläge oder Stöße – ausgelöst wird. Weil im Football Köpfe regelmäßig aneinanderkrachen, leiden besonders Football-Spieler an der Krankheit. Aber auch Eishockeyspieler, Fußballer und Boxer können davon betroffen sein.

Die Symptome sind unter anderem Koordinationsstörungen, Zittern und Depressionen, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können. Weiter haben die Betroffenen oft Schwierigkeiten mit der Impulskontrolle, der Entscheidungsfindung, der Hemmung von Aggressionen, emotionaler Labilität und Wutanfällen. Die Liste derjenigen, die auch abseits des Platzes Gewalt anwenden, ist erschreckend lang (siehe Bildstrecke).

Das Problem: Bisher lässt sich eine CTE nur postmortal diagnostizieren.

(Heute Sport)