Tritte gegen den Bauch, Bisse in den Arm und Faustschläge ins Gesicht. Was sich nach einem Einsatzbericht der Polizei anhört, ist für viele Lehrer in Wien bitterer Alltag. In einer aktuellen Umfrage unter mehreren hundert Pflichtschullehrern berichten 75% von Schülern, die als "nicht beschulbar" gelten – nicht wegen Lernproblemen, sondern wegen gewalttätigen Ausrastern.
"Diese Kinder sprengen den Unterricht. Sie gefährden Mitschüler, Lehrer, sich selbst – und niemand greift ein", warnt Thomas Krebs, Chef der Wiener Landeslehrervertretung, im Gespräch mit "Heute".
Eine Lehrerin dokumentiert laut Krebs inzwischen täglich ihre Verletzungen. Sie wird gebissen, geschlagen, zu Boden gestoßen. Einmal musste sie sogar ins Krankenhaus. "Das ist kein Extremfall – solche Situationen erleben wir inzwischen an vielen Schulen", so der Gewerkschafter.
Besonders besorgniserregend: 68% der Befragten gaben an, selbst schon körperlich angegriffen worden zu sein.
Doch es bleibt nicht bei der Gewalt durch Schüler. Immer mehr Lehrer berichten auch von Eltern, die sich gegen sie stellen – statt zu helfen. "Einige verweigern jede Kooperation, andere bedrohen Lehrer direkt – verbal, juristisch, sogar körperlich", schildert Krebs.
Er spricht von einem Klima der Einschüchterung. Und einem Bildungssystem, das keine Schutzmechanismen mehr hat.
Die Lehrergewerkschaft fordert nun schnelle Maßnahmen. Mehr Personal, mehr Unterstützung, eigene Betreuungseinrichtungen für stark auffällige Schüler. "Wir stehen am Rand der pädagogischen Handlungsunfähigkeit", warnt Krebs. "Wenn jetzt nichts passiert, fällt das gesamte System in sich zusammen."