Gezielte Manipulation?

Trump rät Anlegern vor Rückzieher zum Aktienkauf

US-Präsident Donald Trump hat fast alle von ihm angekündigten Zölle für 90 Tage ausgesetzt. Zuvor hat er zum Kauf von Aktien aufgerufen.
10.04.2025, 13:03
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Kurz bevor US-Präsident Donald Trump seinen Rückzieher im Handelskonflikt bekanntgab, hat er in den sozialen Medien einen Finanztipp abgegeben. "Dies ist eine großartige Zeit zum Kaufen!!! DJT", schrieb er um 9.37 Uhr (Ortszeit) in den für ihn bekannten Versalien auf seiner Webseite Truth Social. Weniger als vier Stunden später nahm Trump einen Teil der zuvor von ihm verhängten Zölle für vorerst 90 Tage zurück.

Die Aktienmärkte reagierten mit einem deutlichen Aufschwung. Der Markt, gemessen am Aktienindex S&P 500, der die Aktien von 500 führenden börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, gewann etwa vier Billionen Dollar beziehungsweise 70 Prozent des Wertes zurück, den er in den vorangegangenen vier Handelstagen verloren hatte.

Kritik von Ethik-Anwalt

"Er liebt das, diese Kontrolle über die Märkte, aber er sollte besser vorsichtig sein", sagte der Trump-Kritiker und ehemalige Ethik-Anwalt des Weißen Hauses, Richard Painter, und wies darauf hin, dass das Wertpapierrecht den Handel mit Insiderinformationen verbietet. "Die Leute, die gekauft haben, als sie diese Nachricht sahen, haben eine Menge Geld verdient."

Die Frage ist, ob Trump bereits eine Pause der Zölle in Erwägung zog, als er die Nachricht veröffentlichte. Auf die Frage, wann er zu seiner Entscheidung gekommen sei, gab Trump eine ungenaue Antwort. "Ich würde sagen, heute Morgen", sagte er. "In den letzten Tagen habe ich darüber nachgedacht." Dann fügte er hinzu: "Ziemlich früh heute Morgen."

Demokraten orten gezielte Marktmanipulation

Der demokratische Senator, Adam Schiff, wirft die Frage in den Raum, ob Trump den Markt gezielt manipuliert habe. In einem Video auf X meldete sich der Politiker zu Wort. Ihm zufolge habe die Zoll-Politik von Trump großes Chaos an den Märkten abgerichtet. "Aber es gibt noch eine tiefere Gefahr: Insiderhandel im Weißen Haus, innerhalb der Regierung."

Für Schiff stellen sich folgende Fragen: "Zwischen diesem Tweet und Trumps Ankündigung, die Zölle für die meisten Länder – außer China – zu senken: Wer wusste, was der Präsident vorhatte? Und haben Leute aus seinem Umfeld Aktien gehandelt, in dem Wissen, welche heftigen Kursschwankungen der Markt gleich erleben würde?"

Man müsse sich bei einer Regierung, die so korrupt ist, fragen, ob Menschen persönlich von Insider-Informationen profitiert hätten, während das Ersparte und die Altersvorsorge der Menschen vernichtet wurde.

Der US-Senator kündigte an, dass man das Weiße Haus in einem formellen Schreiben um Antworten bitten werde. Des Weiteren ermutigte er Whistleblower dazu, sich mit Hinweisen zu melden. Abschließend bekräftigte Schiff, dass man am Ende herausfinden werde, was passiert ist und "ob jemand am Leid der amerikanischen Bevölkerung verdient hat".

Trump Media schließt mit Plus von knapp 23 Prozent

Ein weiteres Kuriosum des Beitrags war Trumps Unterschrift mit seinen Initialen. DJT ist auch das Aktiensymbol der Trump Media and Technology Group, der Muttergesellschaft der Social-Media-Plattform Truth Social des Präsidenten. Das Weiße Haus wurde dazu befragt, äußerte sich aber zunächst nicht.

Auch wenn unklar war, ob Trump eine Empfehlung für den Kauf von Aktien im Allgemeinen, oder die seines Unternehmens gab, hielt das die Leute nicht davon ab, Geld in Trump Media zu investieren. Das Unternehmen schloss mit einem Plus von 22,67 Prozent ab. Trumps 53-prozentige Beteiligung an der Firma, die jetzt von einem Trust unter der Kontrolle seines ältesten Sohnes Donald Trump Jr. gehalten wird, stieg an diesem Tag um 415 Millionen US-Dollar.

Tesla-Aktie noch stärker

Trump Media wurde noch von der Tesla-Aktie von Regierungsberater Elon Musk übertroffen. Der Kursanstieg von Tesla am Mittwoch hat das Vermögen von Musk um 20 Milliarden US-Dollar vermehrt.

Trump "sendet die Botschaft aus, dass er den Markt effektiv und ungestraft manipulieren kann", sagte Kathleen Clark, eine Expertin für Regierungsethik an der Washington University School of Law.

Angesichts von großen Verwerfungen auf den Märkten hat Trump am Mittwoch einen Teil der von ihm verhängten Zölle für vorerst drei Monate zurückgenommen. Es werde aber in diesem Zeitraum weiterhin ein gesenkter Zollsatz von zehn Prozent gelten, schrieb er. Zugleich kündigte der US-Präsident an, die Zölle auf chinesische Waren auf insgesamt 125 Prozent anzuheben.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 10.04.2025, 13:03
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