"Übereinander gestapelt"

Trumps Nationalgarde schläft in LA auf Betonboden

Der kalifornische Gouverneur wirft US-Präsident Donald Trump vor, den Einsatz der Truppen in Los Angeles nicht durchdacht zu haben.
10.06.2025, 19:02

"Sie haben ihre Truppen ohne Treibstoff, Lebensmittel, Wasser oder einem Platz zum Schlafen hierher geschickt": Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom macht US-Präsident Donald Trump Vorwürfe, nachdem dieser 2000 Soldaten nach Los Angeles geschickt hat, um die Proteste gegen die Einwanderungsbehörde ICE einzudämmen.

Auslöser für Newsoms neueste Kritik sind zwei Bilder, welche der "San Francisco Chronicle" am Montag veröffentlichte. Darauf zu sehen: Soldaten, die sich auf dem Boden ausgebreitet haben und zu schlafen scheinen. "Hier sind sie nun – gezwungen, übereinander gestapelt auf dem Boden zu schlafen", wütet Newsom in seinem Beitrag auf X weiter.

Die Nationalgardisten seien "völlig unzureichend vorbereitet" gewesen, sagte eine anonyme Quelle, die am Einsatz beteiligt gewesen sein soll und deshalb anonym bleiben wolle, gegenüber dem Chronicle. Sie kritisierte weiter: "Dies ist wirklich das Versagen der Bundesregierung. Wenn Sie diese Truppen auf Bundesebene einsetzen wollen, dann kümmern Sie sich um sie."

Einige Stunden nachdem Newsom die Bilder auf X geteilt hatte, meldete er sich erneut zu Wort – diesmal aufgrund der zusätzlichen 2000 Soldaten, die Trump nach LA schicken möchte. "Die ersten 2000? Haben kein Wasser oder Essen gekriegt. Nur etwa 300 von ihnen sind im Einsatz – der Rest sitzt ungenutzt, ohne Befehle in Bundesgebäuden. Das ist rücksichtslos. Sinnlos. Und respektlos gegenüber unseren Truppen", kritisierte Newsom.

Sind die Bilder aktuell?

In den sozialen Medien fragen sich viele, ob die Bilder der schlafenden Soldaten echt – und vor allem aktuell sind. Einige User beziehen sich dabei auf KI-Antworten von ChatGPT und Grok. Tatsächlich bewertet die künstliche Intelligenz die Bilder als alt: Demnach sollen diese 2021 im Capitol und einer angrenzenden Garage aufgenommen worden sein (mehr dazu unten).

Eine Rückwärtssuche auf verschiedenen Suchmaschinen ergibt jedoch, dass die Bilder zum ersten Mal am 9. Juni 2025 im Netz auftauchen. Die Suchmaschinen finden keine identischen Bilder mit früherem Veröffentlichungsdatum.

Ein weiterer Hinweis für die Echtheit der Bilder dürften die Schulterabzeichen sein, die bei zwei der Soldaten sichtbar sind. Das Abzeichen lässt sich dem "81st Stryker Brigade Combat Team" der US-Nationalgarde zuordnen – auf aktuellen Bildern aus Los Angeles sind die Abzeichen ebenfalls an den Armen von Soldaten zu sehen (siehe Bildstrecke).

Zuletzt lassen sich mehrere Merkmale der Räumlichkeit auf einem Bild wiederfinden, das am 8. Juni vom "US Northern Command" anlässlich der Ankunft der Nationalgarde in Los Angeles auf X gepostet wurde.

Klar zu erkennen sind Säulen und Schilder, die Tür, ein rotes Rohr an der Decke, der Metalldetektor sowie der Schreibtisch mit Monitor.

Auf einem weiteren Bild des X-Beitrags sind Soldaten vor einem Gebäude zu sehen. Auf Google Maps lässt sich dieses im Stadtteil Westwood in Los Angeles verorten – es handelt sich um das "Wilshire Federal Building", in dem unter anderem die US-Passagentur und das FBI Büros hat.

Es lassen sich keine Hinweise darauf finden, dass die Bilder nicht aktuell sind und nicht aus Los Angeles stammen. Unklar bleibt einzig, in welchem Gebäude sich die schlafenden Soldaten genau aufgehalten haben.

Kapitol-Gänge und unbeheizte Garage

Es ist nicht das erste Mal, dass Mitglieder der Nationalgarde sich mit Beton statt Betten abfinden müssen: Bereits bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden im Jänner 2021 wurden Soldaten der Nationalgarde zur Sicherung des Events aufgeboten.

Zuvor standen sie tagelang im Kapitol im Einsatz, nachdem dieses am 6. Jänner von Trump-Anhängern gestürmt worden war. Geschlafen wurde in den Gängen des Kongressgebäudes – ebenfalls auf dem Boden.

Danach wurden sie gemäß "New York Times" dazu aufgefordert, temporär in einem unbeheizten Parkhaus zu übernachten. Dies sorgte damals bereits für Kritik.

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