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Tuning-Insider sieht Anti-Raser-Paket als Geldmacherei

Die Regierung will künftig extremen Rasern die Fahrzeuge abnehmen. Ein Insider aus der Tuning-Szene kann den neuen Gesetzen aber nur wenig abgewinnen.

Maxim Zdziarski
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Atemberaubende Aufnahme eines Tuning-Treffens am Wiener Kahlenberg
Atemberaubende Aufnahme eines Tuning-Treffens am Wiener Kahlenberg
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Das Anti-Raser-Paket der Bundesregierung sorgt unter Autofans für Empörung. Künftig sollen nämlich polizeibekannten Rasern auch die Fahrzeuge abgenommen werden –"Heute" berichtete. Der Fünf-Punkte-Plan sieht aber nicht nur die Konfiszierung der Fahrzeuge vor, sondern auch deutlich härtere Strafen für andere Vergehen. Der maximale Strafrahmen wird dabei von 2.180 auf 5.000 Euro angehoben. Die Führerscheine müssen künftig mindestens für sechs Monate abgegeben werden und der sogenannte Beobachtungszeitraum dauert nicht mehr zwei, sondern insgesamt vier Jahre.

Besonders hart werden zudem illegale Straßenrennen bestraft. Das "besonders gefährliche Delikt" zieht somit einen Führerscheinentzug, eine Nachschulung und eine Psycho-Betreuung bei Wiederholungstätern nach sich. In den Therapie-Stunden müssen die Raser dann beweisen, dass sie die "geistige Reife" besitzen, um überhaupt ein Fahrzeug lenken zu dürfen. Wer sich von diesen Maßnahmen nicht beeindrucken lässt, dem wird oben drauf auch noch das geliebte Auto abgenommen.

Im aktuellen Gesetzesentwurf werden Fahrzeuge jener Raser eingezogen, die sich im Ortsgebiet ein illegales Rennen liefern und dabei mehr als 80 km/h (außerorts 90 km/h) zu schnell sind. Die neuen Gesetze sollen im Sommer bzw. bis Ende des Jahres fix beschlossen werden.

"Fahrzeugabnahmen sind reine Willkür"

"Heute" sprach mit einem Insider der Tuning-Szene über die Neuerungen in der Straßenverkehrsordnung. Unter den PS-Fans sind die Meinungen zu den neuen Strafen gespalten. Viele sehen vor allem die Fahrzeugabnahme als besonders übertrieben an: "Wer entscheidet, wann mein Auto beschlagnahmt wird?" Der Autofan, der anonym bleiben möchte, befürchtet, dass die Polizei dann willkürlich Fahrzeuge einkassieren wird.

Er betont nämlich, dass nicht jeder Tuner gleich ein gefährlicher Raser ist: "Sinnvoll wäre es, unbelehrbaren Hobby-Rennfahrern den Schein einfach abzunehmen." Für ihn persönlich ist das angekündigte Anti-Raser-Paket reine Geldmacherei, die das Problem nicht lösen wird. Sein Vorschlag: Wenn jemand zum wiederholten Male mit 100 im Ortsgebiet erwischt wird, der soll die neuen Maßnahmen durchaus zu spüren bekommen. Das Auto einzukassieren, wenn man abends mit 160 statt den erlaubten 130 km/h über die Autobahn fährt, ist für den Tuning-Fan aber alles andere als verhältnismäßig.

Welche der vorgeschlagenen Anti-Raser-Maßnahmen tatsächlich in den Gesetzestext übergehen werden, bleibt abzuwarten. Sicher ist allerdings, dass die Polizei den uneinsichtigen Tempo-Sündern das Leben schwerer machen wird.

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