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Türkei-Held fährt Uber: "Erdogan nahm mir alles!"

Heute Redaktion
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Hakan Sükür (Bild aus 2008): Vom gefeierten türkischen Fußball-Star zum mittellosen Uber-Fahrer in den USA.
Hakan Sükür (Bild aus 2008): Vom gefeierten türkischen Fußball-Star zum mittellosen Uber-Fahrer in den USA.
Bild: picturedesk.com

Hakan Sükür verzückte als Stürmer mit seinen Toren die ganze Türkei. Doch heute lebt er mittellos in den USA und muss sich mit Uber fahren über Wasser halten.

2002 führte er die Türkei sensationell zu Platz drei bei der WM in Japan und Südkorea, in 112 Länderspielen glänzte er mit 51 Toren. Hakan Sükür, der "Löwe vom Bosporus", war ein gefeierter Volksheld in der Türkei – ehe er in die Politik ging und sich später mit Staatspräsident Recep Tayip Erdogan anlegte.

Es kam zum offenen Streit zwischen den beiden Partei-"Freunden", Sükür zog sich aus der Politik zurück – und lebt heute ohne Geld in den USA, muss sich mit Uber fahren und dem Verkaufen von Büchern über Wasser halten.

"Erdogan nahm mir alles", klagt der 48-Jährige Ex-Stürmer Sükür im Interview mit der "Bild"-Zeitung. "Mein Recht auf Freiheit, das Recht, mich zu erklären, mich zu äußern, das Recht auf Arbeit. Ich habe in der Türkei Besitz im Wert von Dutzenden Millionen Dollar. Aber es wurde alles konfisziert. Sie haben sogar meinen Vater eingesperrt."

"Meine Kinder wurden belästigt"

2015 trat Sükür den Weg in das Exil in die USA an. "Die Boutique meiner Frau wurde mit Steinen beworfen, auf der Straße wurden meine Kinder belästigt", erinnert er sich an die letzten Tage in seiner Heimat zurück. "Nach jeder Äußerung, die ich gemacht habe, erhielt ich Drohungen." Seine Eltern musste er zurücklassen, sein Vater wurde kurz darauf eingesperrt. "Er bekam im Gefängnis Krebs, seine Halsschlagader war verengt, nur deswegen wurde er entlassen. Der Prozess gegen ihn läuft weiter, er steht jetzt unter Hausarrest."

Erdogan wirft Sükür vor, ein "Verräter" und "Terrorist" zu sein und beim Putsch 2016 eine Rolle gespielt zu haben. Ein Vorwurf, den der ehemalige Fußball-Held, der selbst aus seinem Klub Galatasaray, für den er 13 Jahre stürmte, ausgeschlossen wurde, nicht gelten lässt: " Ich bin gegen jede Art von bewaffnetem Putsch", erklärt er. "Aber man muss sich fragen, wem der Putsch in der Türkei am meisten genutzt hat. Hat sich danach das Regime in der Türkei verändert? Und nach wessen Wunsch hat es sich verändert?"

"Fußball in der Türkei ist nicht frei"

Benutzt Erdogan den Sport für seine Politik? "Ja", ist sich Sükür sicher. "Gerade der Fußball ist in der Türkei, wie viele andere Bereiche auch, nicht frei und nicht autonom."