Es ist eine Premiere in Österreich, die im Rahmen eines unscheinbaren Pressetermins am Dienstag stattfand. Das Gesundheitsamt der Stadt Graz hat in Zusammenarbeit mit Forschern der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in einem ersten Schritt 125.000 Tigermücken freigelassen. Insgesamt sollen es 600.000 werden.
Was dahinter steckt? Mithilfe der Tigermücken soll die Tigermücken-Plage bekämpft werden. Was auf den ersten Blick kurios klingt, macht durchaus Sinn. Bei den nun ausgesetzten Exemplaren handelt es sich um strahlenbehandelte, männliche Exemplare. Dadurch sind sie steril. Paaren sie sich mit Weibchen (nur diese stechen), was nur ein Mal im Leben passiert, bekommen diese keinen Nachwuchs.
So soll es Schritt für Schritt weniger Tigermücken geben, denn sie können tropische Krankheiten übertragen. Behandelt wurden sie übrigens mit Röntgenstrahlen, also den gleichen, die auch beim Menschen tagtäglich medizinische Anwendung finden. Jede Woche werden jetzt rund 100.000 weitere ausgesetzt und die Veränderungen der Population genau beobachtet.
"Wir hoffen auf einen Bruch in der Population und eine Reduktion des Bestands um bis zu 70 Prozent", wird Eva Winter, Leiterin des Gesundheitsamts der Stadt Graz, in der "Kleinen Zeitung" zitiert. Ist das Pilotprojekt erfolgreich, soll es auf die ganze Stadt ausgeweitet werden.
Auch die Bevölkerung kann ihren Beitrag leisten: "Neben dieser innovativen Maßnahme bleibt die Mithilfe der Bevölkerung entscheidend: Stehendes Wasser in Regentonnen, Blumentopfuntersetzern, Gießkannen oder Vogeltränken sollte entfernt oder abgedeckt werden, um Brutstätten zu vermeiden," weiß Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer.
Die Tigermücke ist dieser Tage aber weltweit in den Schlagzeilen. Sie ist die Hauptverbreitungsart des Chikungunya-Virus. Ende Juli warnte die WHO vor einer weltweiten Epidemie, erste Fälle gibt es in Frankreich an der deutschen Grenze. In China ist die Zahl der Infizierten bereits auf rund 10.000 gestiegen, Behörden ergreifen erste Maßnahmen, versprühen großflächig Insektizid.
Für vormalige Corona-Schwurbler ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Sie sehen im Projekt Verbindungen zu – wem sonst – Bill Gates und behaupten, es handele sich um genmanipulierte Tiere. Auch die simple Zusammenarbeit mit der IAEA wird skandalisiert. "Mit Atomstrahlung hat das nichts zu tun, auch Genmanipulation kommt nicht zum Einsatz", versicherte hingegen Gesundheitsamtsleiterin Winter.
Ein früherer Rädelsführer schreibt in diesem Zusammenhang auch von der Übertragung des Chikungunya-Virus – übersieht dabei aber, dass männliche Tiere überhaupt nicht stechen können. Die Anhänger glauben ihren Anführern trotzdem blind: "Da könnte man fast vermuten, dass jemand zur Verbreitung von Chikungunya beitragen will ..." und "Das ist die neue Kriegsführung gegen uns!" heißt es in den Kommentaren.