Astronomen haben ein erstaunliches Himmelsobjekt entdeckt, das helle Blitze aus Radiowellen und Röntgenstrahlen aussendet. Die Signale dauern jeweils zwei Minuten lang – und werden alle 44 Minuten wiederholt.
Der Fund bringt zum ersten Mal auch starke Röntgenstrahlung mit einem sogenannten "long-period transient" (LPT) in Verbindung. Dies ist eine rätselhafte, erst 2022 identifizierte Klasse kosmischer Objekte deren Radiowellenintensität regelmäßig über Dutzende von Minuten variiert. Von ihnen sind nur sehr wenige bisher bekannt.
"LPTs sind eine neu entdeckte Klasse kosmischer Objekte, die in Abständen von Minuten bis Stunden helle Radioblitze aussenden", erklärte Andy Wang, Dozent am Curtin Institute of Radio Astronomy in Australien. "Was genau diese Objekte sind und wie sie ihre ungewöhnlichen Signale erzeugen, ist noch ungeklärt."
Dazu wurde bei dem rätselhaften Objekt ein starker Abfall der Röntgenstrahlung und den Radiowellen über sechs Monate hinaus festgestellt. "Diese Kombination aus dem 44-Minuten-Zyklus bei Röntgenstrahlen und Radiowellen und den monatelangen Veränderungen ist etwas, das Astronomen in der Milchstraße noch nie gesehen haben", sagt die NASA.
Das neu entdeckte Objekt trägt den Namen ASKAP J1832-0911 und befindet sich rund 15.000 Lichtjahre von der Erde entfernt noch innerhalb unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße.
Die Röntgenstrahlung, die mithilfe des Chandra-Röntgenobservatoriums der NASA nachgewiesen wurde, könnte entscheidend dazu beitragen, mehr über die Natur dieser geheimnisvollen Objekte und ihr pulsierendes Verhalten zu erfahren.
"Röntgenstrahlen stammen in der Regel aus extrem heißen und energiereichen Umgebungen – ihre Existenz deutet darauf hin, dass etwas Dramatisches mit dem Objekt geschehen ist", so Wang, Hauptautor der Studie, die nun in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht wurde.
Zunächst dachte das Team, es könnte sich bei dem Objekt um einen Magnetar handeln – das extrem dichte Überbleibsel eines Sterns mit einem enorm starken Magnetfeld – oder um ein Doppelsternsystem, in dem sich ein stark magnetisierter toter Stern, ein sogenannter Weißer Zwerg, befindet.
Bei einer früheren Entdeckung eines LPT im März hatten Astronomen die Signale einem Weißen Zwerg in enger Umlaufbahn um einen kleinen roten Zwerg zugeordnet. Die engen Umläufe der beiden Sterne verursachten dabei magnetische Wechselwirkungen, die lange Radioblitze erzeugten.
Bei ASKAP J1832-0911 hingegen wurden keine solchen zusätzlichen Lichtsignale festgestellt, was die Rätselhaftigkeit des Objekts weiter erhöht.
Entdeckt wurde das Objekt nur dank Glück: Das Chandra-Weltraumteleskop der NASA war auf etwas anderes gerichtet und hatte nur zufällig die Aktivität des Objekts eingefangen. Die Forscher sprechen bei ASKAP J1832-0911 von der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Weniger als 30 Objekte am Himmel hätten jemals eine solche Helligkeit in Radiowellen erreicht, heißt es.