Von Munch bis Kokoschka

Übersinnlich: Schaurige Schau erweckt Geister zum Leben

In der neuen Ausstellung "Verborgene Moderne. Faszination des Okkulten um 1900" beleuchtet das Leopold Museum Unheimliches.
Heute Entertainment
03.09.2025, 13:44
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Einen Blick über den Tellerrand wagt das Leopold Museum mit seiner neuen Ausstellung "Verborgene Moderne. Faszination des Okkulten um 1900". Ab morgen bis 18. Jänner 2026 gibt die Schau erstmal einen Überblick über eine Epoche, die auch durch die Suche nach alternativen Lebensweisen geprägt war.

Die Beschleunigung des Alltags durch die Industrialisierung rund um 1900 führte zu starken Reaktionen von Künstlern, die auch einen radikalen Wandel anstrebten. Freikörperkultur, Vegetarismus und Frauenbewegungen nahmen damals ihren Anfang. Aber auch Spiritismus und Lehren der Theosophie findet sich in den Ausstellungsstücken wieder.

Erste umfassende Okkultismus-Schau

Rund 180 Werke von etwa 85 Künstlern von den 1860er bis in die 1930er Jahre gewähren einen Blick auf einen bisher eher verborgenen Teil der okkulten Moderne. Als Leitfiguren dieser Zeiten gelten Komponist Richard Wagner und Philosoph Friedrich Nietzsche. "Sie selbst waren keine, aber sie haben den Okkultisten sehr viel Stoff geliefert", sagt Kurator Ivan Ristić zu "Heute".

Kurator Ivan Ristić vor dem Bild "Der Liebe Macht" von Gusto Gräser.
Helmut Graf

Eines der Highlights der Schau ist "Der Liebe Macht" von Maler und Wanderdichter Gusto Gräser (1898/99), der mit seiner Kommune in langer Kutte und Sandalen auch in Wien lebte. "Eine infernalische Szenerie mit Umweltverschmutzung, Industrie-Schloten, Mord, Totschlag, Selbstmord und purer Verzweiflung. Und dann der Übergang dieser in ein neues Leben, in ein versprochenes Paradies", so Ristić weiter.

In der Ausstellung sind u.a. auch Werke von Edvard Munch ("Melancholie"), Oskar Kokoschka ("Veronika mit dem Schweißtuch"), Wassily Kandinsky ("Landschaft mit Kirche"), Egon Schiele ("Selbstseher"), Hugo Höppener (Fidus) ("Lichtgebet" oder "Studien zu Luzifer"), Max Oppenheimer, Albert von Keller ("Spiritistischer Apport eines Bracelets") oder Gertraud Reinberger-Brausewetter zu sehen.

Ende des 19. Jahrhundert entstanden "Zander-Geräte", die Vorstufe heutiger Fitness-Geräte.
Helmut Graf

Bemerkenswert sind auch Skulpturen und Gegenstände aus der Zeit, wie das "Zander-Gerät", das um 1895 zur Heilgymnastik erfunden wurde. "Zandern hieß nichts anderes als Fitness machen, benannt nach dem schwedischen Mediziner Gustav Zander. Sowas stand etwa in Sanatorien oder auf Dampfern in der ersten Klasse", klärt der Kurator auf.

"Das Zusammenführen der Themen Okkultismus und Lebensreform lag jedenfalls auf der Hand. Ich weiß nicht, ob es ein Zufall ist, dass (Co-Kurator) Matthias Dusini 2020 mit der Idee 2020 gekommen ist: In der Zeit, in der die ganzen Anti-Corona-Demos gestartet sind, wo esoterische Impfgegner gemeinsam mit Neonazis marschiert sind. Das hat alles seine Wurzeln in der damaligen Zeit", sagt Ristić abschließend.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 03.09.2025, 13:53, 03.09.2025, 13:44
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