Luxuskomplexe und neue Straßen

Umweltskandal – Zahlreiche Bauprojekte in Nationalparks

Selbst in ausgewiesenen strengen Naturschutzgebieten sind Bebauungen und Bauland-Widmungen immer wieder möglich, enthüllt jetzt Greenpeace.
Bernd Watzka
14.05.2025, 07:45

Skandalöse Zustände: In Österreich werden wertvolle Naturschutzgebiete, einschließlich Natura-2000-Gebiete und Nationalparks, für Bauprojekte wie Straßen und Gewerbeparks genutzt. Dies deckte Greenpeace Österreich jetzt auf.

Ausnahme-Regelungen erlauben Eingriffe

Trotz gesetzlicher Schutzkategorien erlaubten Ausnahme-Regelungen zahlreiche Eingriffe in wertvolle Ökosysteme. Derartige Bauprojekte gefährden bedrohte Arten und zerstören wichtige Lebensräume. So seien weder Natura-2000-Gebiete noch Nationalparks oder landwirtschaftliche Vorrangzonen vor Asphalt und Beton sicher, so Greenpeace.

Bodenversiegelung in Schutzgebieten

Der hohe Bodenverbrauch und die massive Bodenversiegelung in Österreich sind in den vergangenen Jahren zunehmend ins Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten. Dass in Österreich Böden auch in Schutzgebieten versiegelt werden, war bislang wenig bekannt.

Viele als Bauland gewidmete Flächen befinden sich demnach in geschützten Naturräumen. Diese sind eigentlich vor Verbauung und Zerstörung geschützt –etwa durch Naturschutzgesetze oder andere Regelungen. Trotzdem werden in diesen sensiblen Gebieten immer wieder Ausnahmen genehmigt, so Greenpeace.

Totschnig solle artenreiches Österreich fördern

"Es ist eine Schande, dass selbst streng geschützte Naturgebiete in Österreich für Bebauungen geopfert werden. Umweltminister Norbert Totschnig muss sich als neuer Umweltminister für ein artenreiches Österreich einsetzen", fordert Melanie Ebner, Bodenschutzexpertin bei Greenpeace in Österreich.

"Starke, unangreifbare Naturschutzgebiete unsere besten Verbündeten. Auch auf Landesebene muss sich etwas ändern: Die Bundesländer müssen endlich mutige Schritte setzen und den Naturschutz entschlossen vorantreiben", so Ebner.

Schutzgebiete erfüllen unterschiedliche Zwecke: Manche sollen die Natur und Artenvielfalt schützen, andere sollen das Landschaftsbild bewahren oder wichtige Landwirtschaftsflächen für die Lebensmittelproduktion erhalten. Schutzgebiete gibt es auf verschiedenen Ebenen: Manche sind bundesweit verbreitet, andere gibt es nur in bestimmten Bundesländern. Wieder andere sind auf EU-Ebene vorgeschrieben. Je nach Art der Schutzgebiete variieren auch die Vorgaben.

Versiegelte Böden heizen Klima-Erwärmung an

Versiegelte Böden verschärfen die Klima-Effekte, erhöhen das Überflutungsrisiko und verlieren ihre Funktion als CO2-Speicher. Greenpeace fordert daher "ein sofortiges Bauverbot in Schutzgebieten und stärkere Schutzmaßnahmen auf allen Ebenen". Außerdem müssten "effektive Schutzgebiete deutlich ausgeweitet" werden, um mehr Lebensraum für die Artenvielfalt zu sichern.

Beispiele für Versiegelungen in allen 9 Bundesländern

Selbst in besonders streng geschützten Naturschutzgebieten sind Bebauungen und Baulandwidmungen immer wieder möglich. In der aktuellen Analyse hat Greenpeace für jedes Bundesland ein Beispiel aufgeführt, wo Verbauungen in geschützten Gebiete geplant oder bereits durchgeführt werden.

Bebauungen in österreichischen Schutzgebieten

  • Burgenland: Ein Krankenhaus im Natura 2000 Gebiet in Gols. Mit dem geplanten Baustart im März 2026 wird in der Marktgemeinde Gols im Burgenland ein Krankenhaus im Natura 2000 Gebiet "Neusiedler See – Nordöstliches Leithagebirge" entstehen.
  • Kärnten: Gaststättenbau im Nationalpark Hohen Tauern. Hier plant die Großglockner Hochalpenstraßen AG den Bau einer Gaststätte im Sonderschutzgebiet Gamsgrube.
  • Niederösterreich: Autobahn statt Auenlandschaft. Mit dem Bau der Ostumfahrung werden wertvolle Natura 2000 Flächen wie die Fischa Au (Offizieller Name: Feuchte Ebene - Leithaauen) zerstört.
  • Oberösterreich: Verbaute Seen statt Biodiversität. Im "Europaschutzgebiet Mond-Attersee" sind die Ufer so stark verbaut, dass es kaum mehr naturnahe Ufer gibt, in denen Fische geschützt laichen und aufwachsen können.
  • Salzburg: Luxus-Resort statt Moorlandschaft. Direkt am Rand der äußerst sensiblen Hochmoor-Landschaft Wasenmoos entsteht ein neuer Komplex für Luxus-Residenzen namens "Six Senses"..
  • Steiermark: Mur-Kraftwerke im Natura 2000 Gebiet. Neben dem Kraftwerk Fisching ist ein weiterer Ausbau von Wasserkraftwerken direkt im Naturschutzgebiet geplant.
  • Tirol: Gewerbegebiet statt Landwirtschaft. Das geplante Gewerbegebiet "Unterbürg" in St. Johann in Tirol soll auf einem rund 7,5 Hektar großen, fruchtbaren Grünland entstehen, das ursprünglich als "landwirtschaftliche Vorsorgefläche" ausgewiesen war.
  • Vorarlberg: Gewerbepark statt Landesgrünzone. Fast zehn Hektar Landesgrünzone sollen für die Umwidmung in Betriebsgebiete geopfert werden.
  • Wien: Ein Tunnel im Nationalpark. Der geplante Bau der Lobau-Autobahn stellt eine verheerende Bedrohung für die Lobau dar, ein einzigartiges Naturschutzgebiet und Mitteleuropas letzte große, weitgehend intakte Flussaue.
{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 14.05.2025, 07:52, 14.05.2025, 07:45