Eine fragwürdige Entscheidung am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Uni Wien sorgt nun für Beunruhigung unter Studenten: Alle Teilnehmer eines Kurses müssen am Mittwoch im Hörsaal anwesend sein, sonst droht ihnen eine negative Bewertung. Bei der Veranstaltung handelt es sich nicht um eine Prüfung, sondern lediglich um eine Präsentation – und das in einem Kurs, der bislang problemlos online abgehalten wurde.
Einige Studenten ersuchten die Lehrende, ihre Entscheidung zu überdenken – diese ließ sie eiskalt abblitzen. Im Online-Forum der Lehrveranstaltung reagierte sie auf die Bitten: "Jeder hat ein Recht auf seine Meinung, und ich werde die Diskussion in diesem Forum nicht weiterführen. Die Regeln der Universität und des Kurses sind klar und bleiben bestehen. Wir respektieren Ihre Besorgnis. Um Ihren Bedenken Rechnung zu tragen, lassen Sie mich erinnern, dass Sie sich jederzeit ohne Konsequenzen vom Kurs abmelden können."
Konkret bedeutet dies: Wer Angst vor einer Ansteckung hat, kann sich abmelden und es im nächsten Semester noch einmal versuchen. Bereits erbrachte Leistungen würden dabei allerdings verfallen. Wie Österreichische Hochschulen mit dem Lockdown umgehen, wird momentan von jeder Institution selber festgelegt. An der Universität Wien gibt es ein strenges Präventionskonzept. Ob eine Veranstaltung in Präsenz abgehalten wird, wird nach eigenen Angaben fallweise evaluiert. Dort, wo es nötig sei, müssen Studierende nach wie vor anwesend sein – auch im Lockdown.
Die "Notwendigkeit" scheint dabei höchst subjektiv festgelegt zu sein. Eine Studierende klagt: "Ich würde verstehen, wenn es um eine Prüfung ginge. Aber eine Präsentation kann man doch problemlos Online halten, hier besteht nicht die Gefahr, dass jemand schummelt." Ein weiterer, berechtigter Einwand der Betroffenen ist die Durchführung des Präsenz-Zwangs: Das Präventionskonzept der Universität sieht vor, dass Studenten geimpft oder genesen sind und sich zusätzlich PCR-testen lassen, um das Gebäude überhaupt betreten zu dürfen.
Das Testangebot der Stadt Wien ist aktuell völlig überlastet. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Testergebnisse einfach nicht ankommen. Wer Pech hat und es nicht schafft, innerhalb der vorgeschriebenen 48-Stunden-Periode ein Ergebnis zu erhalten, dem bleiben die Tore des Instituts verschlossen. Auch diese Einwände stoßen bei der Lehrkraft auf Unverständnis, ebenso wie die Tatsache, dass die Zahl der Neuinfektionen in Österreich aktuell so hoch ist wie noch nie zuvor.