Für Venedig- oder Triest-Urlauber könnten sich künftig ungewohnte Anblicke ergeben: Bis Ende 2027 will Italien einen Plan fertigstellen, der die Nutzung der Kernenergie wieder zulässt, nachdem sie vor fast 40 Jahren verboten wurde. Das sagte Energieminister Gilberto Pichetto Fratin.
"Italien ist bereit, zur Kernenergie zurückzukehren. Das ist eine wichtige Entscheidung, die die erneuerbaren Energien nicht ersetzen, sondern ergänzen wird", sagte Fratin. Ein Rahmengesetz zur Rückkehr zur Atomenergie soll von der Regierung noch bis Ende Jänner verabschiedet werden.
In Italien wurden bereits mehrere potenzielle Standorte diskutiert, unter den Kandidaten befinden sich Chioggia (ca. 30 km von Venedig entfernt), Monfalcone (in der Nähe von Triest), Caorso (zwischen Mailand und Bologna) und Trino Vercellese (im Piemont, ca. 50 km von Turin entfernt).
Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte kürzlich erklärt, dass kleine modulare Reaktoren dazu beitragen könnten, Italiens umweltschädlichste Industriezweige, darunter die Stahl-, Glas- und Fliesenindustrie, zu dekarbonisieren.
Die Italiener hatten sich 1987 - ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - in einem Referendum für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. Die letzten Atomkraftwerke wurden 1990 stillgelegt.
2009 hatte der damalige Regierungschef Silvio Berlusconi angekündigt, wieder in die Kernkraft einsteigen zu wollen, legte sein Vorhaben nach der Katastrophe von Fukushima aber auf Eis. 2011 sprachen sich rund 94,5 Prozent der Italiener in einem weiteren Referendum gegen den Bau neuer Atomkraftwerke aus.