Es sickern immer mehr Details im Machtkampf zwischen dem (noch) Sportchef Hannes Aigelsreiter und der ORF-Spitze an die Öffentlichkeit. Ein vom ORF nicht genehmigtes Interview Aigelsreiters mit der "Tiroler Tageszeitung" brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Jetzt steht der 61-Jährige vor dem Aus – und das kurz vor den Olympischen Spielen.
In dem Interview mit der Tiroler Tageszeitung sprach Aigelsreiter offen über den Machtkampf mit Reporter-Legende Rainer Pariasek: "Rainer ist eine wichtige Marke im ORF-Sport, und ich habe großen Respekt vor seinen Leistungen. Von einer Degradierung kann keine Rede sein. Das ist aus meiner Sicht ein medial kolportierter Unsinn."
Zudem brachte sich Aigelsreiter selbst als möglichen ORF-Generaldirektor ins Gespräch: "Ich beschäftige mich mit diesem Thema seit einiger Zeit intensiv. Ja, ich kann mir eine Bewerbung vorstellen." Diese Aussagen wurden Aigelsreiter nun endgültig zum Verhängnis.
Nach "Standard"-Informationen bot man ihm schon vor einiger Zeit einen sogenannten "Handshake-Deal" an, den er jedoch ablehnte. Laut der Zeitung begründete der ORF die Entscheidung intern damit, dass Aigelsreiter mehrere Arbeits- und Entwicklungsaufträge nicht erfüllt habe – darunter redaktionelle, inhaltliche und budgetäre Themen sowie Fragen der Personalverantwortung.
Nach dem "TT"-Interview warf die ORF-Führung Aigelsreiter mangelnde Teamfähigkeit und ein "unternehmensschädigendes Verhalten" vor. Auch seine Loyalität gegenüber dem Sender sei infrage gestellt worden, heißt es. Das Vertrauen in den Sportchef sei damit "endgültig verloren gegangen".
Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz informierte laut "Standard" Aigelsreiter am Mittwochnachmittag über die Entscheidung. Danach habe es Gespräche über die Modalitäten seines Abschieds aus dem ORF gegeben.
Aigelsreiter-Stellvertreterin Veronika Dragon-Berger wird jetzt die Sport-Geschäfte interimistisch führen. Die Tochter von "Krone"-Ikone Bibi Dragon hat auch gute Chancen, zur Sportchefin bestellt zu werden. Auch der ehemalige Chefredakteur Matthias Schrom wird als möglicher Nachfolger gehandelt.
Eine offizielle Bestätigung des Rundfunks zur Causa Aigelsreiter liegt bislang nicht vor.