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Uruguay ist auch ohne Suarez gefährlich

Heute Redaktion
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Bild: AP

Ganz Uruguay hat die Rache für die Fußball-WM-Rekordstrafe gegen Luis Suarez zur nationalen Aufgabe erklärt. Nach der ersten Fassungslosigkeit über den Bann des Starstürmers richteten die Südamerikaner ihren Zorn auf das Achtelfinale gegen Kolumbien am Samstag (22.00 Uhr, Heute.at-Liveticker) im Maracana von Rio de Janeiro.

) im Maracana von Rio de Janeiro.

"Uns kann nichts stoppen", betonte Kapitän Diego Lugano in einer trotzigen Facebook-Mitteilung. "Wir werden weitergehen mit Demut, Einheit, Engagement, Erkenntnis der Fehler und mit erhobenem Kopf."

Der Furor über die bisher nie dagewesene ging nach dem Urteilsspruch der FIFA-Disziplinarkommission jedoch noch über die Landesgrenzen hinaus. "Warum schickt ihr ihn nicht gleich nach Guantanamo?", spottete Argentiniens früherer Weltstar Diego Maradona über das "unfaire" Ausmaß der Bestrafung. Es sei "eine unglaubliche Mafia-Aktion", schimpfte der Weltmeister von 1986 und enthüllte ein T-Shirt mit der Aufschrift "Luisito, wir sind mit dir".

Auch Staatspräsident mischt sich ein

Auch Brasiliens Stürmer Fred ergriff für Suarez Partei, der nationale Verband wollte "sofort" Einspruch gegen den FIFA-Beschluss einlegen. "Die Sanktion ist eine Aggression gegen das uruguayische Volk", ereiferte sich Staatspräsident Jose Mujica und attackierte den Weltverband in der venezolanischen TV-Sendung "De Zurda" heftig. Die FIFA sei hart, "weil Uruguay eine winzige Nation ist, und deshalb ist das für sie billig", sagte der Präsident in einem Telefoninterview. "Wir schätzen Luis nicht, weil er ein Philosoph oder Ingenieur ist oder weil er gute Manieren hat - er ist ein großartiger Fußballer, und ich habe nicht gesehen, dass er zugebissen hat", sagte Mujica.

Unterdessen verabschiedete sich Suarez mit emotionalen Umarmungen in Natal von der "Celeste". "Luis möchte allen uruguayischen Menschen für ihre Unterstützung in den vergangenen Stunden danken", twitterte der Verband am Freitagmorgen. Während der Ausgeschlossene am Airport von Montevideo neben zahlreichen Fans sogar von Regierungschef Mujica erwartet wurde - wegen des verspäteten Flugs letztlich vergeblich - landete das Team von Trainer Oscar Tabarez in Rio de Janeiro.

Forlan solls statt Suarez richten

Wo vor 64 Jahren im Maracana der Sensations-Titelcoup gegen Brasilien gelungen war, soll nun irgendwie der Verlust des Schlüsselspielers kompensiert werden, der im Alleingang für das wichtige 2:1 in der Gruppenphase gegen England gesorgt hatte. Möglicherweise muss der gealterte Diego Forlan, immerhin bester Spieler der vergangenen WM in Südafrika, im Alter von 35 Jahren die Lücke an der Seite von Edinson Cavani schließen.

Vor ihrer anstehenden Achtelfinalaufgabe gegen das leicht favorisierte Kolumbien dachten die Spieler noch an den nun fehlenden 23. Mann im Kader. "Eine Umarmung an Luis, der immer wieder aufsteht und besonders an seine Familie, die am meisten leidet in diesen Fällen", sendete Lugano als öffentlichen Gruß an Suarez. Die Zeitung "El Pais" legte ihrer Freitagsausgabe ein Poster des zum Märtyrer stilisierten Liverpool-Profis bei, aufgedruckt die Aufforderung: "Todos Somos Suarez!" ("Wir sind alle Suarez!")

Kolumbien will weiter überraschen

In dem Trubel rund um Suarez rückte das Duell mit Kolumbien beinahe in den Hintergrund. "Die Kolumbianer sind sehr stark, aber wir haben gezeigt, dass wir mit den allerbesten Mannschaften mithalten können", erklärte Mittelfeldspieler Gaston Ramirez.

Die Kolumbianer spielten mit drei Siegen aus drei Partien eine praktisch perfekte Gruppenphase und haben nun Lust auf mehr bekommen. Mit einem Erfolg über Uruguay wären die "Cafeteros" bei ihrer fünften WM-Teilnahme erstmals im Viertelfinale. "Wir haben durch die drei Siege Selbstvertrauen gewonnen und werden für Uruguay ein schwieriger Gegner sein", prognostizierte Teamchef Jose Pekerman.

Seine Mannschaft hat bewiesen, wie man bei der WM auch ohne den wichtigsten Angreifer erfolgreich sein kann, schließlich fehlt Radamel Falcao wegen eines Kreuzbandrisses. Dennoch waren die Kolumbianer bisher nicht zu stoppen. "Wir sind hungrig auf Ruhm, darauf, Geschichte zu schreiben und weit zu kommen", sagte Stürmer Jackson Martínez.