Mit 81 Jahren stellt sich Uschi Glas einer bitteren Wahrheit: Ihr Vater war nicht nur NSDAP-Mitglied, sondern diente auch in der berüchtigten Waffen-SS. Aufgedeckt hat sie das selbst – bei Recherchen für ihr neues Buch "Du bist unwiderstehlich, Wahrheit", das am 12. November erscheint.
Eigentlich hatte sie auf ganz andere Spuren gehofft. Ein jüdisch klingender Name in der Ahnenreihe – Lichtenstern – hatte in ihr die Hoffnung geweckt, womöglich selbst jüdische Wurzeln zu haben. Doch dann kam alles anders.
"Mein Vater hat nie über den Krieg gesprochen, und meine Mutter wich allen Fragen aus", erzählt sie der "Bild"-Zeitung. Erst ein beauftragter Historiker brachte Anfang 2025 Licht ins Dunkel: Christian Glas war bereits 1931 der NSDAP beigetreten – zwei Jahre vor Hitlers Machtübernahme. Im Krieg war er zunächst in der Luftabwehr, ab 1944 dann Funker in der SS-Division "Skanderbeg", die für brutale Einsätze auf dem Balkan verantwortlich gemacht wird.
Die Einheit verübte grausame Übergriffe im Kosovo und in Albanien. Deportationen, Morde – ein düsteres Kapitel. Laut dem Historiker Christian Andreas Hoske wurde Glas jedoch erst nach diesen Verbrechen zugeteilt. Er sei "in einer rein technischen Funktion ohne Fronteinsatz" tätig gewesen.
Für Uschi Glas war das trotzdem ein Schock: "Dann lese ich eine Mail, die mir die Sprache verschlägt. Jetzt weiß ich: Mein Vater hat mir nie die Wahrheit gesagt." Der Mann, der ihr als Lebensmotto mitgab "Du musst am Abend in den Spiegel schauen können", erscheint ihr heute in einem anderen Licht.
"Vielleicht konnte er selbst das nie", schreibt sie in ihrem Buch. "Man wird für seine Fehler irgendwann zur Rechenschaft gezogen." Ihr Vater überlebte den Krieg, geriet im Mai 1945 in Kriegsgefangenschaft und wurde 1946 wieder entlassen. Er starb mit 82 Jahren.