Gesundheit

Vagina wachsen "Zähne" und "beißt" Mann in den Penis

Eine Blasenoperation, die schief gelaufen ist, führte zum schlimmsten Albtraum eines Paares im Schlafzimmer und kostete schließlich die Beziehung. 

Sabine Primes
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Ähnlich wie die Venusfliegenfalle hatte die Vagina der Frau "Zähne" ausgebildet und verletzte das Genital des Mannes schwer. 
Ähnlich wie die Venusfliegenfalle hatte die Vagina der Frau "Zähne" ausgebildet und verletzte das Genital des Mannes schwer. 
Getty Images/iStockphoto

Theresa Bartram aus Brighton (England) litt nach der Geburt ihres ersten Kindes unter Stressinkontinenz. Schon Lachen oder Niesen war ein Problem. Die Folge: Harnverlust. Das wirkte sich negativ auf ihr Sexleben aus. Die 50-Jährige hatte sieben Jahre lang keinen Sex, bis ein Urologe ihr zu einer "Tension free Vaginal Tape-Operation", kurz TVT, riet. Dabei wird ein  Kunststoffband unter der Harnröhre an der Scheidenwand eingesetzt, wodurch ein Absinken der Harnröhre und unkontrolliertes Wasserlassen verhindert wird.

Die OP verlief erfolgreich und die Frau erfreute sich des besten Sex ihres Lebens. Bis sie zwei Jahre später fast den Penis ihres Partners abtrennte. Theresa und ihr Partner waren mitten im Geschlechtsverkehr, als ihrer Vagina "Zähne" wuchsen und den Penis ihres Partners schwer verletzte.

Tension-free Vaginal Tape (TVT), eine von Ulf Ulmsten erstmals beschriebene Operationstechnik zur Korrektur der weiblichen Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz), wird seit 1998 auch in Österreich eingesetzt.
Mithilfe der Operation wird die erschlaffte Harnröhre gestützt. Bei der TVT-Operation wird ein Netzband wie eine Schlinge oder Hängematte unter die Harnröhre gelegt, um sie in ihrer normalen Position zu halten. Das Band wird durch winzige Einschnitte im Bauch und in der Scheidenwand eingeführt, wobei der Eingriff in der Regel etwa 30 Minuten dauert. TVT ist die häufigste Methode zur Behandlung von Belastungsinkontinenz, wobei jedoch immer mehr Frauen mit Problemen nach der Operation zu kämpfen haben. 

Theresa war sich sicher, dass die blutige Verletzung ihres Mannes durch das Netz verursacht worden war, aber jedes Mal, wenn sie ihren Arzt aufsuchte, wurde ihr versichert, dass das Netz einwandfrei funktionierte. Theresa und ihr Partner vermieden Sex, weil sie zu viel Angst vor einem erneute Zwischenfall hatten. Die Beziehung ging sechs Monate später in die Brüche. In Folge ging es Theresa immer schlechter. Sie erkrankte am Reizdarmsyndrom und musste Antidepressiva nehmen.

"Rasiermesserscharfe Zähne"

Der Britin ging es von Tag zu Tag schlechter. Erst als grüner Eiter aus ihrer Vagina austrat und einen üblen Geruch verströmte, wurde sie richtig untersucht. Das Netz musste dringend entfernt werden, denn es hatte sich durch die Bauchnabelseite ihrer Vaginalwand gefressen, wodurch ein Abszess entstand, der sich infizierte und septisch wurde. Dabei stellten die Ärzte fest, dass das Netz viel zu niedrig eingesetzt und hart geworden war. "Es fühlte sich an wie rasiermesserscharfe Zähne, deshalb hatte es auch ein Stück aus dem Penis meines Freundes gerissen", erklärte Theresa. 

Eingriff mittlerweile verboten

Zwar ist Theresa froh, das Netz los zu sein, hat aber wieder mit ihrer Inkontinenz zu kämpfen. "Mir wurde gesagt, dieser einfache Eingriff würde meine Inkontinenz heilen und mir mehr Selbstvertrauen im Schlafzimmer geben, aber er hat mein Leben ruiniert. Ich trage ständig Einlagen und schlafe auf Inkontinenzunterlagen."

Die umstrittene TVT-Behandlung wurde in Schottland mittlerweile verboten und steht weltweit unter Beobachtung. Trotzdem wird diese Methode von vielen Ärzten noch angewandt. Laut einer finnisch-schwedischen Untersuchung sei sie zu 81 Prozent erfolgreich.

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