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Auf Liste mit Weltstars, LASK schnappte gratis zu

2016 wurde er als eines der weltweit besten Talente gehandelt. Jetzt erklärt Valentino Müller "Heute" seinen LASK-Wechsel.

Heute Redaktion
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LASK-Neuzugang Valentino Müller stand auf derselben Talente-Liste wie Kai Havertz (Leverkusen) und Matthijs de Ligt (noch Ajax, heute Juve).
LASK-Neuzugang Valentino Müller stand auf derselben Talente-Liste wie Kai Havertz (Leverkusen) und Matthijs de Ligt (noch Ajax, heute Juve).
Bild: GEPA-pictures.com

Valentino Müller wurde 2016 im selben Atemzug genannt wie heutige Topstars. Einer davon ist Matthijs de Ligt. Der Holländer wechselt dieser Tage für rund 75 Millionen Euro von Ajax zu Juventus. Müller? Den schnappte sich Österreichs Vize-Meister LASK von Altach – gratis.

Dazwischen liegen Jahre voller Rückschläge. "Heute" schilderte das einstige Supertalent seine bitteren Erfahrungen mit Verletzungen. Wir sprachen mit einem jungen Mann (20), der trotzdem ganz genau weiß, was er kann und wohin er will. Das Interview:

Wenige Wochen in Linz – wie hast Du Dich eingelebt?

Sehr gut. Richtig coole Stadt, coole Typen. Ich habe eine Wohnung in Leonding. Viel konnte ich mir noch nicht anschauen. Ich musste die Möbel organisieren.

Bist Du allein in Linz?

Ja. Ich habe eine Freundin, aber die konnte wegen des Studiums noch nicht mitkommen.

Man hört kaum Vorarlberger Akzent …

Ja, das habe ich erst gar nicht versucht. Vorarlbergerisch ist hier zum Scheitern verurteilt (lacht).

Im Heidenheim-Test warst du schon 20 Minuten auf dem Platz. Dein erster Eindruck vom Team?

Im Training geht's g'scheit zur Sache. Das braucht es auch. Die Spielidee ist sehr hektisch. Es geht sofort ins Gegenpressing. Alles ist sehr athletisch. Das ist für mich ehrlich gesagt auch etwas Neues.

Das klingt so, als würde Trainer Valerien Ismael der Glasner-Gangart treu bleiben.

Ja, das Spiel bleibt ähnlich. Es wäre ja auch blöd, etwas so Erfolgreiches zu verändern.

Was kannst Du dem LASK dabei geben, was vielleicht noch gefehlt hat? Dein ehemaliger Sportdirektor Georg Zellhofer lobte vor Jahren Deine Spielintelligenz, Dein Passspiel, Deine Ballsicherheit.

Ich sehe es ähnlich wie Georg. Meine größten Stärken habe ich bei Ballbesitz: Übersicht, Ballkontrolle, Pässe.

Wie passt das zum LASK?

Der Trainer will einbringen, dass wir phasenweise mehr auf Ballbesitz setzen können. Ich glaube, da kann ich helfen. Am Ball kann ich Ruhe ins Spiel bringen.

Vor allem versuche ich mich aber selbst dem LASK anzupassen und die Spielidee zu verinnerlichen.

Mit Peter Michorl und James Holland hast Du auf Deiner Position große Konkurrenz. Wie schätzt Du Deine Stammplatz-Chancen ein?

Es sind zwei richtig gute Spieler. Sie haben die Spielidee schon lange verinnerlicht. Ich mache mir keinen Stress. Durch die Doppelbelastung werde ich meine Chance bekommen. Die muss ich dann nützen. In erster Linie kann ich von James und Peter aber richtig viel lernen.

Bei Altach hast Du nicht mehr zum Stamm gezählt. Hast Du Deine Verletzungsprobleme im Griff?

In eineinhalb Jahren hatte ich immer wieder dasselbe Problem mit der Achillessehne. Drei Mal fehlte ich zwei bis drei Monate. Immer, wenn ich mich zurückgekämpft habe, kam der nächste Rückschlag. Das war sehr schwer zu verarbeiten. Letzte Saison war ich noch nicht fit, als der neue Trainer (Alex Pastoor, Anm.) kam. Die Mannschaft funktionierte dann. Er hatte keinen Grund, sie zu verändern.

War das auch der Grund für den Abgang?

Ja. Ich hatte sogar eine Klausel im Vertrag. Er hätte sich ab einer bestimmten Anzahl an Starts automatisch verlängert. Durch die Verletzung war das hinfällig.

Dann kam der LASK. Oder gab es schon vorher Kontakt?

Das Interesse gab es über mehrere Monate. Es gab Gespräche. Das war natürlich sehr reizvoll. Bei den Treffen wurde mir schnell klar, dass der LASK einen klaren Plan hat. Das Projekt hat mich einfach gereizt. Ich wollte auch mit 20 aus meinem gewohnten Umfeld heraus. Zum ersten Mal alleine wohnen. Mich persönlich und sportlich weiterentwickeln.

Entwickeln ist ein gutes Stichwort. Sprechen wir über einen Bericht der renommierten britischen Zeitung Guardian. Die wählte Dich 2016 unter die 60 besten Talente des Jahrganges 1999 (weltweit). Wie beeinflusste das Dein Leben?

Es war eine krasse Sache. Eine riesige Ehre, wenn man sich anschaut, wer da aller auf der Liste stand. Im Endeffekt bringt dir das als Spieler aber gar nichts. Ich hab' mir auch damals schon gedacht: Ich muss bodenständig bleiben. Das ist eine Liste von einer Zeitung. Das darf man nicht überbewerten.

Anmerkung: Zu den bekanntesten Namen dieser Liste zählen Matthijs de Ligt (Juve), Gianluigi Donnarumma (Milan), Kai Havertz (Leverkusen), Brahim Diaz (Real Madrid). Mit Sekou Koita war ein zweiter, heutiger Bundesliga-Kicker vertreten (Salzburg).



Das brachte Dir viel Aufmerksamkeit. Im selben Jahr wurde über Interesse von Bayern und Inter berichtet. Kannst Du das bestätigen?

Nein. Ich habe davon gelesen. Aber wäre etwas Konkretes dabei gewesen, hätte mir das mein Berater gesagt.

Ein Jahr später wurde die Fiorentina genannt. Dein damaliger Sportdirektor Zellhofer bestätigte, dass es Angebote für Dich gab. Was war dran?

Es lag ein Angebot von Florenz auf dem Tisch. Eine coole Sache, aber der falsche Zeitpunkt. Ich habe bei Altach verlängert, um Spielzeiten zu sammeln. Dann fingen leider gleich darauf die Verletzungsprobleme an.

Du bist mit 20 Jahren noch sehr jung. Wie hast Du diese Rückschläge psychologisch verarbeitet?

Ich will nicht lügen. Es war alles andere als leicht. Du arbeitest viel an deiner Fitness und siehst den Kollegen zu, wie sie auf den Platz gehen. Die Spiele siehst du jede Woche von der Tribüne. Das tut weh. Es waren so viele Spiele, die mir so durch die Lappen gegangen sind. Ich glaube aber, dass alles irgendeinen Sinn hat. Ich habe viel an meiner Athletik und Kraft gearbeitet. Beim LASK kann ich das gut brauchen.

Zum Abschluss: Wie sehen Deine Ziele aus?

Kurzfristig will ich mich beim LASK etablieren. Ich kann mir hier viel Abschauen. Das große Ziel heißt deutsche Bundesliga. Das war schon immer so. Schon als Kind war ich großer Bayern-Fan. Ich sage jetzt nicht, dass mein Ziel FC Bayern heißt. Aber wenn's so kommt …

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