Am Sonntag brach mit einer durchrollenden Gewitter-Front ein Unwetter-Chaos in Österreich los. Schon die benachbarte Schweiz wurde von Starkregen und Sturmböen durchgeschüttelt, in Vorarlberg erwischte es die Grenzgemeinde Gaißau.
Beim dortigen Feuerwehrfest wurde das professionell verankerte, 10 mal 20 Meter große Festzelt von starken Winden vom Boden weggerissen und in die Luft gewirbelt. Es landet dann kopfüber auf einer Straße, beschädigte zwei Autos und mehrere Zweiräder.
Zum Zeitpunkt des Vorfalls befanden sich noch etwa 20 Personen im Zelt. "Wie durch ein Wunder sind die Festbesucher*innen größtenteils mit dem Schrecken davongekommen", schildert Stefan Übelhör, Bürgermeister der nahen Gemeinde Höchst auf Facebook. Die sechs Leichtverletzten habe man schnell versorgen können. Vier von ihnen wurden von der Rettung zur weiteren medizinischen Versorgung in Krankenhäuser gebracht.
In der nahen Schweiz sind die Schäden teils beträchtlich. Besonders dramatisch war die Lage am Bielersee. Innerhalb weniger Minuten sei das Unwetter da gewesen, wie aus dem Nichts. "Es hat eine halbe Stunde gedauert, bis es vorbei war", erinnert sich ein Leserreporter gegenüber "20 Minuten".
Beachtown, eine Art Strandrestaurant, sei komplett zerstört worden. "Alles ist runtergefallen", erzählt er. So etwas habe er noch nie erlebt. Vor Ort seien Hunderte Menschen gewesen, vielleicht sogar mehr. Viele standen unter Schock: "Ich hatte richtig Angst, dass uns etwas passiert."
Eine Mitarbeiterin ist angesichts der Zerstörung fassungslos, sie zittert immer noch: "Ich dachte wirklich: 'jetzt stirbt gleich jemand'. Innert zwei Minuten war das Gewitter da. Wir mussten alle in Sicherheit bringen – ältere Menschen, Kinder, alle. Alles ist geflogen. Wir haben eine Bühne auf dem Gelände. Selbst die flog durch die Luft. Doch getroffen wurde niemand. Es ist wie ein Wunder."
Bei der regionalen Einsatzzentrale Biel gingen zwischen 15 und 18.15 Uhr rund 150 Meldungen aus der Region Biel und dem Seeland ein.
Gegen 15.20 Uhr wurde die Kantonspolizei Bern informiert, dass am Flachserenweg in Nidau ein Mann schwer verletzt worden sei. Gemäss ersten Erkenntnissen wurde der Mann von einem heruntergestürzten Ast getroffen und schwer verletzt. Er wurde von einem Ambulanzteam erstversorgt, ehe er von einer Rega-Crew ins Spital geflogen wurde.
In Brühl im Kanton Solothurn krachte die Gewitterfront in ein Fußballmatch. Während des Spiels habe das Wetter innerhalb von nur Minuten umgeschlagen. "Alle sind Richtung Clubhaus gerannt", sagt Nick (43) zu "20 Minuten". Doch dort standen drei große Bäume – und die begannen heftig zu wackeln.
"Der Baum und das Zelt waren wir ein Spielball der Natur." Die Spieler wollte sich gerade ins Clubhaus retten, als ein Baum umfiel. Einer der Bäume sei direkt ins Clubhaus gestürzt, schildert Nick. Das aufgestellte Zelt habe der Wind einfach weggerissen. "Zum Glück ist niemand verletzt worden", sagt er erleichtert.
Das Unwetter dauerte nur sieben bis zehn Minuten – dann war der Spuk vorbei. "Und jetzt scheint wieder die Sonne, total verrücktes Wetter", sagt Nick. Der umgestürzte Baum sei zuerst auf einen Kühlwagen gefallen, der wegen eines Fests am Vortag noch dort stand.
Dieser Wagen habe womöglich mehreren Menschen das Leben gerettet. Denn sonst hätte der Baum sie mit voller Wucht erwischt. Wäre das Unwetter einen Tag früher gekommen, wären rund 250 Personen im Festzelt unter den Bäumen gesessen – und das sei laut Nick genau das Zelt gewesen, das jetzt vom Sturm weggerissen wurde.
Das Gelände des Festi'neuch musste am Sonntag aufgrund eines heftigen Gewitters geräumt werden. Viele Absperrungen und ein Zelt wurden vom Wind weggerissen, wie Videos von News-Scouts zeigen.
Das Festival war kurz vor dem Sturm vorsorglich evakuiert worden. Laut "24 Heures" suchten die meisten Festivalbesucher Zuflucht auf den Parkplätzen, einer naheliegenden Unterführung oder in Schulgebäuden.
Bevor das Gewitter gegen 14.45 Uhr aufgekommen war, verlief das Festival ohne größere Sicherheitsvorfälle. Für die viertägige Veranstaltung wurden insgesamt 59.000 Tickets verkauft.