Max Verstappen lief bereits dampfend vor Wut durch das Fahrerlager, als das McLaren-Duo noch seinen Doppelerfolg feierte. Der Hitze-Grand-Prix in Spanien hatte am Ende nur einen Hauptdarsteller, und der stand gar nicht auf dem Podest: Weltmeister Verstappen im Red Bull hatte am Sieg geschnuppert, war aber spät zurückgefallen - und rammte voller Zorn dann den Mercedes von George Russell.
"Ich bringe ihm das nächste Mal ein paar Taschentücher mit", legte Verstappen nach, als er später auf Russells ungläubige Reaktion angesprochen wurde. Das Gespräch mit dem Engländer wolle er nicht suchen, "es gibt nichts zu sagen" - und er bereue die Aktion im Nachhinein auch nicht. "Man sollte nichts bereuen im Leben", sagte Verstappen: "Man lebt ja nur einmal." Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko hatte bei Sky von "aufgeheizter Stimmung" gesprochen, "Max ist lange vorne mitgefahren, da ist ein gewisser Frust da, der sich dann in der Fahrweise ausdrückt."
Ganz vorne hatte Oscar Piastri das McLaren-Duell mit Lando Norris für sich entschieden, seine Führung im WM-Klassement auf zehn Punkte ausgebaut. Dritter wurde Charles Leclerc, und alle drei zusammen schauten sich im Siegerraum ungläubig die Highlights der Schlussphase an: Verstappen war der Verlierer einer späten Safety-Car-Phase, als er dann auch noch Russell auf Anweisung des Teams eine Position zurückgeben sollte, fuhr er seitlich in den Mercedes hinein. Die Rennleitung verhängte neben einer Zeitstrafe auch drei Strafpunkte, Verstappen liegt nun insgesamt bei elf - und ist damit nur noch einen Punkt von einer Rennsperre entfernt.
Unfallgegner Russell fühlte sich "an Rennsimulationen oder Go-Kart-Rennen" erinnert, "ich weiß nicht, was in ihm vorging. Es fühlte sich nach Absicht an." Der Mercedes-Pilot erinnerte zudem an Verstappens Vorbild-Rolle als Weltmeister. Der Niederländer selbst sagte knapp, es sei eher "eine Fehleinschätzung" am Lenkrad gewesen.
Ein Profiteur des Durcheinanders war Nico Hülkenberg, der Deutsche steuerte seinen Sauber völlig überraschend auf Rang fünf, ging in der Schlussphase sogar an Ferrari-Pilot Lewis Hamilton vorbei. "Das macht Spaß, solche Rennen sind mega", sagte er bei RTL: "Die kommen für uns nicht so oft vor, da nimmt man das gerne mit."
Etwa zwei Stunden zuvor hatte Verstappen am Start noch einen hervorragenden Eindruck gemacht, der Weltmeister war einer der Hauptdarsteller, kam gut weg und schob sich gleich an Norris vorbei auf Rang zwei. An der Spitze baute sich Pole-Setter Piastri recht mühelos ein Polster von etwa vier Sekunden auf, dahinter wies die McLaren-Box Norris an, Verstappen unter Druck zu setzen. Fünf Runden später ging Norris aus dem Windschatten vorbei.
Doch Red Bull hatte mit diesem Szenario gerechnet und sich für eine aggressive Drei-Stopp-Strategie entschieden: Sehr früh ging Verstappen an die Box, machte viel Zeit gut, auch im letzten Renndrittel war er mit den frischen Reifen dann Schnellster im Feld - es war durch die unterschiedlichen Strategien jetzt ein Fernduell mit den McLaren. Verstappen war im Schnitt etwa eine Sekunde schneller und sorgte für nervöse Funksprüche bei der Konkurrenz.
Etwa gleichzeitig kam das Trio dann zum nächsten Reifenwechsel, Verstappen kam Norris in dieser Phase schon ganz nahe. Und eine Safety-Car-Phase zehn Runden vor Schluss sorgte für ganz neue Ungewissheit. Alle holten noch einmal neue Reifen, alle rückten nah zusammen. Der Restart gelang dann dem McLaren-Duo besser, Verstappen dagegen fiel hinter Charles Leclerc zurück - und wurde dann für sein hartes Manöver gegen Russell bestraft.