Es war am Tag vor Weihnachten eine große Story in "Heute": "Frau mit 4 Kindern verliert Wohnung". Die Reaktion auf den Artikel zog weite Kreise, jetzt muss sich sogar das Parlament damit beschäftigen.
Die Vorgeschichte: Sabine H.(27) wandte sich damals an "Heute". Die Alleinerzieherin musste innerhalb kürzester Zeit mit ihren vier Kindern aus der Mietwohnung in Wien-Favoriten (10. Gemeindebezirk) ausziehen.
In der Wohnung lebte sie genau fünf Jahre lang. 2019 zog die Bürokauffrau in die 67 Quadratmeter-Wohnung im "Viola Bau". Es war für die junge Familie das Paradies: weitläufige Grünflächen, Spielplätze – alles direkt neben dem Austria Wien-Stadion.
Von Anfang an war klar: Der Vertrag ist auf fünf Jahre befristet. Doch schon bei der Vertragsunterzeichnung sagten die Vermieter, eine Verlängerung nach Ablauf sei kein Problem.
Es kam ganz anders. Im Mai 2024 kontaktiert Sabine H. die Hausverwaltung. Sie will die Verlängerung fixieren. "Es hat immer alles gepasst: Wir haben die Miete immer bezahlt, es gab nie eine Beschwerde wegen Lärmbelästigung – es gab keinen Grund nicht zu verlängern, alles hat super funktioniert", sagt Sabine H. zu "Heute".
Auf eine Antwort musste sie lange warten. Als diese eintrudelte, war der Schock groß. "Ohne Vorwarnung" wurde ihr mitgeteilt, dass sie pünktlich zu Ende der fünf Jahre ausziehen muss. Vertragsende sei der 30. November, späteste Wohnungsübergabe am 2. Dezember.
"Ich habe monatelang gezittert", sagt H., "kurz davor brachte ich ein Kind auf die Welt – ich wusste nicht, wo wir wohnen werden."
Sabine H. war kein Einzelfall, erzählt sie. "Bekannte aus dem Haus erzählen mir, dass vielen der Vertrag nicht verlängert wurde – ich denke, es betrifft das ganze Haus", sagt sie.
Jetzt wird es politisch. Die Immobilie Czeikestraße 8 gehört ARE (Austrian Real Estate). Diese ist im Besitz der BIG, der Bundesimmobiliengesellschaft. Und diese wiederum gehört zur ÖBAG, ist also in Staatsbesitz.
Die SPÖ hat Wind von dieser Causa bekommen und stellt eine parlamentarische Anfrage an Finanzminister Gunter Mayr (ÖVP). Abgeordnete Elke Hanel-Torsch schreibt: "Bei weiterer Recherche hat sich gezeigt, dass … keine Bereitschaft bestand, bei den betroffenen Mieter:innen das Mietverhältnis zu verlängern." Dann beschreibt die SP-Politikerin den Fall Sabine H.: "Die Betroffene ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern, war eigenen Angaben zufolge, niemals mit den Mietzahlungen im Rückstand und bekam von der Hausverwaltung erst drei Monate vor dem Mietende Bescheid, dass man nicht vorhabe, den Mietvertrag zu verlängern."
Der Vorwurf: "Angesichts der Tatsache, dass die ARE im Alleineigentum der Republik Österreich steht, stellt sich die Frage, warum hier offenbar Methoden gegenüber den Mieter:innen angewendet werden, die man von einer Immobilienfirma, die im Eigentum der öffentlichen Hand steht, nicht erwarten würde."
An den Finanzminister werden 13 konkrete Fragen gestellt, die er bis zum 22. März beantworten muss. Beispiel: "Inwieweit tolerieren Sie in Ihrer Eigenschaft als Aufsichtsbehörde die offensichtliche Befristungspraxis der BIG/ARE, wie in der oben angeführten Wohnhausanlage?" Oder: "welche Kriterien entscheiden darüber, welches Mietverhältnis verlängert wird und welches ausläuft?"
"Heute" sprach im Dezember mit dem Vermieter. Aus der Zentrale hieß es: "Sollten Mieter eine Absage zu ihrem Verlängerungswunsch erhalten haben, hat dies triftige Gründe. Mögliche Gründe können sein: die mehrfache Missachtung der Hausordnung oder Mietrückstände."
Schon damals wandte sich die betroffene Sabine H. an die Mietervereinigung. Das Vorgehen der Vermieter sei rechtmäßig, dennoch wurde auch damals scharf kritisiert: "Warum geht eine staatliche Immobiliengesellschaft so mit Mietern um? Warum vergibt man nur befristete Verträge?"
Sabine H. geriet damals in Panik, ließ sich beraten. Sie hatte enormes Glück und lebt jetzt in einer Gemeindewohnung, die größer und auch preiswerter ist – es war eine Art Weihnachtswunder für sie.