Sport

Von der Friedhofstribüne an die Sportklub-Spitze

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Martina Hartl

Vor einigen Jahren entfachte ein Besuch auf der Friedhofstribüne eine Liebe zum Wiener Sportklub, die bis heute anhält. Seit kurzem darf sich WSK-Fan Matthias Kandler geschäftsführender Vizepräsident des Kultklubs aus Hernals nennen. Gemeinsam mit dem neu gewählten Präsidium rund um Manfred Tromayer an der Spitze soll endlich die langersehnte Stadionsanierung in Angriff genommen werden. Mehr verriet Kandler im "Heute.at"-Interview.

Vor einigen Jahren entfachte ein Besuch auf der Friedhofstribüne eine Liebe zum Wiener Sportklub, die bis heute anhält. Seit kurzem darf sich WSK-Fan Matthias Kandler geschäftsführender Vizepräsident des Kultklubs aus Hernals nennen. Gemeinsam mit dem neu gewählten Präsidium rund um Manfred Tromayer an der Spitze soll endlich die langersehnte Stadionsanierung in Angriff genommen werden. Mehr verriet Kandler im "Heute.at"-Interview.

Als Erstes möchte ich Ihnen zur Wahl gratulieren. Was bedeutet diese Position für Sie? Und wie sind sie dorthin gekommen?

"Dankeschön, zum Verein bin ich eigentlich als Spätberufener vor einigen Jahren gekommen. Ich wohne schon länger im 17., war aber im Prinzip, gemeinsam mit meiner Frau, auf der Suche nach einer Bleibe im fußballerischen Sinne. Dann sind wir mit Freunden gemeinsam auf die Friedhofstribüne gegangen und haben uns dort im Stadion sofort richtig zu Hause gefühlt. Das war ziemlich großartig."

Wie wird man vom Fan zum Vizepräsidenten?

"Ich bin als Fan hingegangen und als ich gemerkt habe, dass der Verein Hilfe braucht, hab ich mich gemeldet, ich dachte dass ich vielleicht mit dem Platzwart die Linien ziehen könnte oder sowas in der Art. Ich habe daraufhin dem Verein eine Mail geschrieben, dass ich ihn unterstützen möchte und der Udo Huber hat dann geantwortet, dass wir uns mal vor einem Match zusammen setzen sollen. Im Gespräch meinte er ich sollte zur nächsten Vorstandssitzung kommen, weil dort dann geklärt wird, was eine Unterstützung darstellt und welcher Bereich noch nicht abgedeckt ist und dort wurde ich dann aufgenommen. Bis letzte Woche Dienstag war ich noch für die Stadionvermietung zuständig, aber durch die verpatzte letzte Saison und die Rücktritte des Präsidiums musste man ja handeln. Dann haben die Willigen begonnen sich zu formieren."

Wie ist Ihr momentanes Verhältnis zum Ex-Präsidenten Udo Huber?

"Da es gerade vorwiegend um Finanzen geht bleibt kaum Zeit für die Kontaktpflege, aber das Verhältnis ist unproblematisch wie eh und je.  Bei der letzten Mitgliederversammlung ist er jedoch nicht erschienen, aber er hat es noch am selben Tag vorher angekündigt. Als neu gewählter Vizepräsident hätte es mich schon sehr gefreut, wenn er anwesend gewesen wäre."

 

Wie sieht eigentlich die Finanzlage momentan aus? Ist sie echt so kritisch zu sehen, wie viele meinen? Ist der Sportklub dem Untergang geweiht?

"Dem Untergang ist er nicht geweiht, sonst wäre ich ja auch nicht angetreten aber die Finanzlage ist sehr angespannt. Das wurde auch bei den Mitgliederversammlungen offen besprochen, aber mehr werde ich den Medien nicht erzählen."

 

Haben Sie schon konkretere Pläne, wie Sie den Sportklub aus diesem "Tief" holen können?

"Ja natürlich! Es wären 17 Schrauben an denen man drehen muss. Das wäre aber sehr umfangreich und unspektakulär das zu beschreiben. Das Ganze wird aber nicht mit einem Schritt klappen. Man muss halt diese Schrauben Schritt für Schritt nachadjustieren, damit das Unternehmen wieder richtig rennt."

 

Hat es schon konkrete Zusagen der Stadt Wien gegeben für weitere Gespräche für die Finanzierung? Gibt es schon genauere Pläne wie das sanierte Stadion aussehen soll?

"Es laufen momentan Gespräche. Wir waren auch schon bei einem Termin im Rathaus. Aber genaue Pläne gibt es nicht. Das muss alles fein ausgearbeitet werden."

 

Worauf müssen sie bei der Sanierung besonders beachten? Wird es große Kürzungen in gewissen Bereichen geben?

"Große Kürzungen nicht unbedingt. Es wird sich aber auf jeden Fall mehr tun bei den Heimmatches, weil wir werden mehr Werbung machen und stärker kommunizieren. Man kann es sich vorstellen wie bei einem Auto. Wenn man die Schrauben nachzieht, sieht es nicht anders aus, aber es rennt besser."

 

Der Schimmel macht sich ja auch in den Büroräumlichkeiten breit. Fühlen sie sich wohl an so einen Arbeitsplatz?

"Natürlich fühl ich mich wohl am Sport-Club-Platz. Andererseits: Ja, es schimmelt und wenn Sie schon mal eine Stadionführung gemacht haben, wissen Sie auch, dass es ein wirklich zerfallendes Stadion ist, im Büro allerdings schimmelt es nicht. Im ganzen Stadion ist aber die Luftfeuchtigkeit hoch und natürlich gehört es saniert."

 

Wird es weitere Änderungen im Kader geben?

"Finanziell bedingt werden wir keine Starspieler holen, jedoch haben wir einen sehr starken Nachwuchs von dem wir auch überzeugt sind, dass wir mit den Leuten auch arbeiten können."

 

Denken Sie, dass der WSK wieder den Status erreichen kann den er schon einmal hatte? Immerhin war er schon in der Wienerliga und im Europacup.

"Der WSK wurde 2001 gegründet und spielte nie in der Wienerliga und auch nie im Europacup! Das war der 1883 gegründete WSC der auch die Erfolge gegen Real Madrid und Juventus Turin im Europacup gefeiert hat."

 

Vielen Dank für das Gespräch und wir wünschen Ihnen viel Glück in finanzieller und sportlicher Hinsicht!

Niko Naderer