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Vor Holzfäller-WM in Wien: "Heute" mit der Axt rasiert

Heute Redaktion
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Baum fällt am Wiener Rathausplatz! Gemeint ist nicht der Weihnachtsbaum, der schon längst Geschichte ist. Im Mai gastieren die Holzfäller in Wien, nämlich bei der Timbersports World Trophy. "Heute" wagte den Selbstversuch.

Während am Wiener Eistraum noch fröhlich durch die Gegend geschlittert wird, bauen schwere Jungs vor dem Rathaus eine Bühne auf. Darauf stehen abgesägte Baumstämme in verschiedener Stärke, daneben liegen Äxte, Handziehsägen und Motorsägen. Der Grund: Am 21. und 22. Mai steigt die "STIHL Timbersports World Trophy" in Wien, wo die weltbesten Sport-Holzfäller ihr Können zeigen werden. Außerdem wird bei den österreichischen Meisterschaften der heimische Top-Holzfäller ermittelt.

Heißestes rot-weiß-rotes Eisen ist Armin Kugler, der bei der World Trophy gegen die internationale Elite antreten wird. "Mein Ziel ist es, bester Europäer zu werden", erklärt er "Heute". Hintergrund: Während der sechsfache österreichische Meister als Landwirt sein Geld verdient, reisen aus Neuseeland, Australien oder Nordamerika Profi-Sportler an. "Der Abstand zu ihnen wurde in den letzten Jahren immer kleiner", meint der 1,96-Meter-Riese, bevor er mit seinem Kollegen und früheren Ausbilder Josef Laier (der bei den heimischen Staatsmeisterschaften als Titelverteidiger antritt) die Disziplinen vorführt.

"Heute" wagt den Selbstversuch

Die heißen: Stock Saw (mit einer Motorsäge werden zwei 10-Zentimeter-Scheiben von einem waagrechten Stamm gesägt), Underhand Chop (Durchschlagen eines waagrechten Blocks von beiden Seiten mit einer Axt), Single Buck (eine Scheibe von einem waagrechten Stamm wird mit einer Handziehsäge abgesägt) und Standing Block Chop (Durchschlagen eines vertikalen Blocks von beiden Seiten mit einer Axt).

Kugler und Laier schreiten zur Tat. Der Rathausplatz dröhnt von den Motorsägen und den Axtschlägen, in wenigen Minuten sind alle Stämme durchtrennt. Dann darf "Heute" zum Selbstversuch im "Single Buck". Die handgeschliffene Zwei-Meter-Handziehsäge steckt schon einige Zentimeter im Stamm. "Du benötigst etwas Gewicht, eine gewisse Körpergröße ist von Vorteil, und man sollte Bewegungsfähigkeit haben. Leute aus dem Kraftsport tun sich oft schwer, weil sie zu unbeweglich sind", erklärt Laier.

Messerscharfe Axt

Da dürften 1,85 Meter Körpergröße und 80 Kilo Gewicht doch ideal sein, von Kraftsport ist das "Heute"-Versuchskaninchen ohnehin weit entfernt. Der erste Zug an der Säge gelingt auch, doch dann bleibt sie stecken. Drückt man zu kräftig dagegen, verbiegt sie sich und es geht erst recht nichts weiter. Erst nach mühsamen Versuchen gelingt ein weiterer Anlauf. Schon nach zwei Minuten schmerzen die Arme, der Puls rast, der Schweiß läuft den Körper hinab. Gefühlt sind aber erst weitere zehn Zentimeter durchsägt. Der Weltrekord des Neuseeländers Jason Wynyard aus dem Jahr 2007 liegt bei 9,39 Sekunden.

Nach der Hälfte des Stammes ist die Energie verbraucht. Lachend übernimmt Kugler und sägt den Rest durch. "Man benötigt einfach die richtige Technik. Das muss man lernen wie in jedem anderen Sport." Außerdem ganz wichtig: Schutzkleidung. "Alles ist messerscharf." Auch die drei Kilo schwere Axt mit der 20-Zentimeter-Klinge (eine Spezialanfertigung, Kosten: bis zu 500 Euro). "Mit der kann man sich sogar rasieren", meint Kugler. Der vorsichtige Selbstversuch an der Backe zeigt: Stimmt, der Dreitage-Bart geht mühelos ab. Aber zum Rasieren kommen die Timbersports-Profis nicht nach Wien. Was sie dafür mit Holzstämmen zu leisten im Stande sind, zeigen sie am 21. und 22. Mai am Rathausplatz.