Das Märchen rund um das WM-Sensationsteam endete im Halbfinale am Mittwoch. Marokko musste sich dem Turnierfavoriten Frankreich klar mit 0:2 geschlagen geben und schied aus. "Les Bleus" sind damit das erste Team seit Brasilien 1962, das den WM-Titel verteidigen kann. Im Finale wartet Argentinien mit Superstar Lionel Messi.
Seit Donnerstagabend hängt über dem Endspiel aber ein großes Fragezeichen. Denn der marokkanische Fußballverband kündigte einen Protest an. "Der königliche marokkanische Fußballverband hat ein Schreiben an die zuständige Stelle gesandt, in dem er auf die Schiedsrichtersituation hinweist, durch die der marokkanischen Mannschaft nach Ansicht mehrerer Experten zwei unstrittige Elfmeter vorenthalten wurden", hieß es in der Stellungnahme. Dazu ergänzte der Verband seine "große Verwunderung darüber, dass die Videoschiedsrichter nicht auf diese Situationen reagiert haben."
Der Verband bekräftigte, keine Mühen zu scheuen, "um die Rechte der Nationalmannschaft zu verteidigen und zu wahren", indem sich der Verband für "Fairness im Schiedsrichterwesen einsetzt und diese Schiedsrichterentscheidungen, die während des Halbfinals getroffen wurden, anprangert."
Konkret geht es um zwei Szenen, wovon zumindest eine höchst umstritten war. In der 27. Minute kam Marokkos Sofiane Boufal im Laufduell mit Theo Hernandez im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Cesar Ramos zeigte dem Marokkaner für eine vermeintliche Schwalbe die gelbe Karte, "ORF"-Schiedsrichter-Experte Thomas Steiner sah ebenso ein Foul an Boufal, zeigte Unverständnis für die Entscheidung des Schiedsrichters. Auch Selim Amallah soll elferreif gefoult worden sein.
Ist das große WM-Finale am Sonntag (16 Uhr) im Lusail Iconic Stadium nun also in Gefahr? Wohl kaum. Schon allein deshalb, weil nicht einmal klar ist, ob Marokko hochoffiziell einen Protest gegen die Wertung des Halbfinals bei der FIFA eingebracht hat. Dies geht aus der Stellungnahme des Verbandes nicht hervor.
Darüber hinaus hätte ein derartiger Protest ohnehin kaum Erfolgschancen. Denn Pfiffe eines Schiedsrichters gelten als absolute Tatsachenentscheidungen. Die einzige Ausnahme sind Regelbrüche durch den Unparteiischen. Doch das kommt hier nicht infrage.