Mit 12 Jahren zog Liudmila G. mit ihrer Familie von Weißrussland nach Österreich. Die deutsche Sprache musste sie erst lernen. Ihre Eltern sind keine Akademiker. Sie selbst hatte zunächst nur einen Pflichtschulabschluss. Doch die mittlerweile 35-Jährige hat sich durchgekämpft und möchte heute zeigen: Trotz vermeintlicher Hürden und auch besonders Frauen und Mütter können sich ihre beruflichen Träume erfüllen, wenn sie an sich selbst glauben.
Liudmila besuchte die Handelsschule in Niederösterreich, zog nach Wien und startetet danach ins Arbeitsleben. Zunächst arbeitete sie in einer Bank, danach bei verschiedensten Unternehmen im Einzelhandel, schließlich auch in einem Fitnessstudio – Stichwort "Job-Hopping".
"Ich habe alles Mögliche in meinem Leben ausprobiert und zwischen verschiedenen Jobs gewechselt, war dort oft nur für ein paar Monate. Irgendwann war ich ausgelaugt und die Situation hat mich nicht glücklich gemacht. Ich wollte eine bessere Ausbildung und auch mehr Geld verdienen", erzählt sie.
Der Wille war da und Unterstützung war auch nicht weit entfernt. Die Wienerin wandte sich an den Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds (waff). Im Rahmen eines Förderprogramms konnte sie die Matura nachholen. Der nächste Schritt: Sozialpädagogik studieren.
"Ich hatte einige Jobs im ambulanten Bereich und im Rahmen von Ferienbetreuungen. Ich habe dort gemerkt, dass ich mit Menschen arbeiten möchte und habe einen Job im pädagogischen Bereich angestrebt", erzählt die 35-Jährige.
Einfach war der Weg zum Traumjob nicht. "Sobald man die Schule hinter sich gelassen hat, fällt es oft schwer, wieder in den Lernrhythmus zu finden und versäumtes Wissen nachzuholen", sagt Liudmila. Für die Matura benötigte sie ein Jahr länger Zeit; bei den letzten Prüfungen war sie bereits mit ihrem Sohn schwanger. Das Studium begann die angehende Sozialpädagogin zur Corona-Zeit. Mit mittlerweile zwei Kindern kam ihr der Online-Unterricht entgegen. Nach rund vier Jahren hatte sie den Masterabschluss in der Tasche.
Mittlerweile arbeitet die zweifache Mutter als Sozialpädagogin bei der Stadt Wien. Der Job macht ihr Spaß. "Ich arbeite gerne mit Kindern und den Familien und freue mich, wenn ich allen Beteiligten bestmöglich helfen kann", sagt sie. Die Dienste sind gut mit ihrem Familienleben vereinbar. "Ich arbeite als Mama zwar Vollzeit, aber es fühlt sich nicht danach an", sagt Liudmila. Sie möchte als Vorbild auch anderen Frauen Mut machen und zeigen, dass das Weiterkommen im Beruf möglich ist und es auch Unterstützung auf diesem Weg gibt.
Im Rahmen der "Female First", trat Liudmila als Speakerin auf und erzählte den Besucherinnen ihre Geschichte. Insgesamt kamen 2.500 Frauen nach Favoriten in die Ankerbrotfabrik und haben sich Anregungen, praktische Tipps und Know-how zur beruflichen Weiterentwicklung geholt.
Noch bis 10. Juni findet das "Future Fit Festival" statt, Europas größtes Bildungsfestival mit 280 Veranstaltungen, mit über 180 Partnern, bei dem Wiener Berufe und Fähigkeiten der Zukunft erleben und ausprobieren können. Die Festivalzentrale im Museumsquartier steht den Wienern über die gesamte Zeit des Festivals offen.