Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 7,4 Prozent. Tendenz steigend. Handlungsbedarf sieht die Caritas vor allem für die mehr als 42.000 langzeitarbeitslosen Menschen. Diese sind nicht gleich verteilt – 50 Prozent dieser Menschen findet man in Wien. "Und es sind nicht ausschließlich Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder ältere Menschen, sondern trifft auch die Jungen", hält AMS-Vorständin Petra Draxl im Rahmen der 14. Jobmeile fest.
Dass der Einstieg ins Berufsleben alles andere als einfach ist, weiß Jessica G. nur zu gut. Zwei Jahre lang absolvierte sie die Bafep (Bildungsanstalt für Elementarpädagogik). Doch der Schulstress wurde ihr zu viel. "Jede Woche gab es Tests, Schularbeiten oder sonstige Prüfungen", erzählt die 17-Jährige.
Sie entschied sich, eine Lehre zur Bürokauffrau zu machen. Seit vergangenem Sommer ist sie beim AMS gemeldet. Doch eine Lehrstelle hat sie noch nicht gefunden. Das sei zwar frustrierend, sagt sie, doch dank eines Bekannten wurde sie auf das Beschäftigungsprojekt "preWork" der Caritas aufmerksam.
Hier bekommen Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, die bislang den Schritt in eine Lehrausbildung, den Arbeitsmarkt oder sonstige Ausbildungsangebote nicht geschafft haben, ein Arbeitstraining in der Holz- und Digitalwerkstatt. "Ich war zunächst skeptisch, aber das Team ist sehr nett, hat mich herzlich aufgenommen und die Arbeit in der Holzwerkstatt macht mir mehr Spaß, als ich zunächst gedacht hatte", erzählt die gebürtige Niederösterreicherin.
Dreimal in der Woche besucht Jessica die Werkstätte. Zusätzlich wird sie bei der Lehrstellensuche unterstützt und schreibt mit ihrem Betreuer Bewerbungen. Erste Erfolge machen sich bemerkbar: Zuletzt wurde sie zu zwei Vorstellungsgesprächen eingeladen. "Ich hoffe sehr, dass es bald mit einer Stelle klappt", sagt sie.
In insgesamt 21 Beratungs- und Beschäftigungsprojekten, die die Caritas alleine in Wien betreibt, konnten im vergangenen Jahr 1.570 Menschen beschäftigt und darüber hinaus 3.963 Menschen mit Beratung unterstützt werden. "In vielen Fällen gelingt es uns, Menschen wieder auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln", so Caritasdirektor Klaus Schwertner.
Ein wichtiges Angebot ist die Jobmeile, die heuer zum 14. Mal stattfindet. Dabei geht es darum, langzeitarbeitslose Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen. Bis zu zweitausend Arbeitssuchende kommen mit konkreten Job- und Beratungsangeboten der Caritas und rund 30 weiteren Trägerorganisationen zusammen.
"Angesichts der steigenden Langzeitarbeitslosigkeit brauchen wir verlässliche Strukturen, die nachhaltige Qualifizierung ermöglichen – besonders dort, wo der reguläre Arbeitsmarkt keine Lösungen bietet", so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus.
Aus Sicht der Caritas sind drei konkrete Forderungen zentral: "Wir brauchen auch nach 2025 genügend Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik. Wir benötigen einen dauerhaft erweiterten Arbeitsmarkt für jene, die am regulären Arbeitsmarkt nicht mehr Fuß fassen können. Und was wir am dringendsten brauchen, ist eine Reform des Arbeitslosengeldes – mit einer Erhöhung der Nettoersatzrate auf ein armutsfestes Niveau und bei gleichzeitiger Beibehaltung der Notstandshilfe", so Schwertner.