Der dreifache ÖFB-Teamspieler Flavius Daniliuc will beim FC Basel neu durchstarten. Bei Real und Bayern als Supertalent aufgebaut, unter Teamchef Ralf Rangnick als Hoffnungsträger im Team, erlebte der 24-Jährige zuletzt schwierige Monate und eine lange Klubsuche.
Nach seiner Unterschrift in der Schweiz gab er nun "20 Minuten" ein Interview, sprach dabei zunächst über Basel, dann offen über seine dunkelsten Stunden.
Flavius Daniliuc, haben Sie sich Videos der letzten Meisterfeier angeschaut?
"Ja, tatsächlich! Ich war sprachlos, ehrlich gesagt – positiv natürlich. Bevor ich hierher kam, wusste ich gar nicht, dass Basel seit vielen Jahren keinen Titel mehr gewonnen hat. Da versteht man sofort, warum die Feier im Frühling so explodiert ist. Das war beeindruckend."
Zuletzt gab es ein Auf und Ab in Sachen Leistung und Ergebnissen. Woran liegt's?
"Das stimmt: Manchmal sind die Leistungen sehr gut, manchmal weniger. Meist liegt es an der Chancenverwertung. Es ist ja auch nicht so, dass wir keine Spieler hätten, die Tore schießen können. Wir haben das intern offen angesprochen, immer wieder. Der Fokus ist klar – wir arbeiten gezielt daran."
Auf Social Media gibt's Kritik, es wird von "Loser-Mentalität" gesprochen, auch Trainer Ludovic Magnin wird infrage gestellt.
"Natürlich bekommt man das mit. Die Fans sind enttäuscht – genauso wie wir. Nach einem schwierigen Spiel ist es in der Kabine auch dementsprechend ruhig: Nach einer Niederlage spricht niemand, die Stimmung ist richtig schlecht."
"Ich versuche, Kritik an mir abprallen zu lassen, weil du im Fußball keine Zeit hast, dich zu lange damit zu beschäftigen. Trotzdem weiß jeder von uns, welche Verantwortung wir haben – für den Verein und die Fans. Dieser Club ist es gewohnt, zu gewinnen. Das ist uns bewusst."
Sie hatten als Kleinkind eine Herzoperation. Ich nehme an, für Ihre Eltern war das damals schlimmer als für Sie selbst?
"Ja, auf jeden Fall. Was ich weiß: Es war wirklich knapp. Die Ärzte haben mich gesehen und mich eine halbe Stunde später direkt in den OP gebracht, weil sie gesagt haben, es sei viel zu spät erkannt worden. Meine Familie ist sehr gläubig, sie haben damals viel gebetet – und das prägte mich stark. Ich weiß, dass Gott mir das Leben geschenkt hat. Das trägt mich bis heute."
Mit neun Jahren setzten Sie sich gegen 2500 Mitbewerber durch und spielten plötzlich bei Real Madrid. Realisiert man das in dem Alter überhaupt?
"Nein, gar nicht. Als Kind siehst du das wie Urlaub. Ich war einfach glücklich, Fußball zu spielen. Meine Geschwister haben es schon eher verstanden, dass wir das Land wechseln – für den Fußball. Für mich ergab das damals keinen Sinn (lacht). Meine Eltern haben die Entscheidung getroffen, und heute sind alle dankbar dafür."
Wie haben Sie sich in Madrid gefühlt?
"Solange ich mit meiner Familie dort war, super. Dann kam die Zeit, wo ich alleine war. Eine Weile war mein Vater noch bei mir, das ging. Aber später war ich ganz allein, der Jüngste im Internat, und das war zu viel. Ich sah meine Familie nur alle ein, zwei Monate. Mit 13 ist das einfach zu früh."
Dann der Wechsel zum FC Bayern München. Dort war es anders?
"Ja, komplett. Ich war älter, reifer, die Familie war in der Nähe. Ich hatte im Internat ein Einzelzimmer, alles war sehr gut organisiert. Bei Bayern habe ich Werte gelernt, die mich bis heute begleiten. Es wurde kontrolliert, ob du dein Bett machst, wann du schlafen gehst, wie du mit dem Handy umgehst – eine richtige Erziehung. Schule war extrem wichtig: Wer schlechte Noten hatte, durfte nicht trainieren. Das hat mir gutgetan, weil Fußball erst an zweiter Stelle kam."
Eine Verbindung zum FC Basel gab es ja schon in Nizza, wo Sie Ihre ersten Profischritte machten – über Dan Ndoye. Haben Sie noch Kontakt?
"Ja, sehr guten sogar. Er ist ein enger Freund von mir. Bevor ich hierherkam, habe ich ihn gefragt, was er von dem Schritt hält. Er hat mir nur vorgeschwärmt – er meinte, Basel sei für ihn der Ort gewesen, an dem seine Karriere richtig Fahrt aufgenommen hat. Nach dem Gespräch war ich endgültig überzeugt."
Sie können mehrere Sprachen sprechen. Versuchen Sie, Schweizerdeutsch zu lernen?
"Ich spreche sechs Sprachen fließend – Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Rumänisch. Schweizerdeutsch verstehe ich schon ziemlich gut – das hat mich selbst überrascht. In der ersten Woche verstand ich gar nichts, jetzt klappt's. Sprechen ist eine andere Sache: Wenn die Leute merken, dass ich Hochdeutsch kann, wechseln sie sofort (lacht). Also habe ich kaum Gelegenheit, es zu üben."
Wenn Sie sich als Mensch beschreiben müssten – wie würden Sie das tun?
"Puh, schwierig. Darüber denkt man selten nach. Ich würde sagen: offen, diszipliniert, ordentlich. Und bodenständig. Ich versuche, demütig zu bleiben – aber sobald man das sagt, ist man's ja schon weniger (lacht). Mir war immer wichtig, das zu bewahren, was mir meine Familie mitgegeben hat, egal ob ich Fußballer bin oder nicht."
Haben Sie manchmal Angst – im Fußball oder im Leben?
"Früher ja. Vor Spielen hatte ich Angst, zu versagen – hatte diesen inneren Druck, alles perfekt machen zu wollen. Heute habe ich gelernt, damit umzugehen."
Wie?
"Mein Glaube hat mir sehr geholfen. Er ist meine Stütze. Außerdem rede ich viel mit meinen Brüdern – das hilft enorm. Ich sehe Kritik heute nicht mehr als etwas Negatives, sondern als Chance. Wenn du sie richtig interpretierst, bringt sie dich weiter. Es kommt nur darauf an, wie jemand Kritik äußert. Wenn dir jemand schreibt: "Du bist scheiße" – ja, dann hilft das nicht (lacht). Aber wenn jemand mit Ahnung dir etwas erklärt, kannst du daraus lernen."
Es heißt, Sie haben früher jeden Tag 100 Liegestütze gemacht. Stimmt das?
(lacht) "Ja, das stimmt tatsächlich. Ich mache das heute nicht mehr so extrem – bei dem Rhythmus mit Spielen alle drei Tage wäre das zu viel. Aber damals war das für mich ein Symbol: Disziplin. Jeden Tag über den eigenen Schatten zu springen, egal, ob man Lust hat oder nicht."
"Alle waren damals überrascht – ein 16-, 17-Jähriger, der in unterschiedlichen Momenten plötzlich aufsteht, um Liegestütze zu machen – aber mir war das wichtig. Es ging nicht nur um Kraft, sondern ums Mentale. Dieses tägliche "Sich-Zwingen" hat mich stärker gemacht und mir geholfen, Profi zu werden."