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Warum die Wetter-Apps derzeit dauernd falsch sind

Dauernd werden in Wetter-Apps Gewitter und Regen versprochen, doch am Ende bleibt es trotzdem heiß und schwül. "Heute" klärt auf.

Leo Stempfl
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Von 20 bis 27 Grad und Regen bis Sonne war Mittwochfrüh alles dabei.
Von 20 bis 27 Grad und Regen bis Sonne war Mittwochfrüh alles dabei.
"Heute"

In der vergangenen und aktuellen Woche zeigt sich das Wetter von seiner besonders turbulenten Seite. Millionen Wiener sitzen in brütender Hitze zu Hause, warten sehnlichst auf Abkühlung. Ein Blick in die Wetter-App lässt oft Hoffnung aufkommen: 19 Uhr, 50 Prozent Gewitter. 21 Uhr, 90 Prozent Gewitter. Wie wild ändern sich die Prognosen, am Ende bleibt es oft genau so heiß wie vorher.

Die immer wieder durchziehenden Gewitterwolken und -zellen bringen die Wetter-Apps auch in der Echtzeit-Anzeige völlig durcheinander. Während es am Mittwoch in der Inneren Stadt etwa schwül-heiß und sonnig war, zeigte das Wetter am iPhone kühle 20 Grad und Regen. Zeitgleich hatte es in der Wetter-App auf Android-Handys 24 Grad. Wenige Minuten später stiegen die Temperaturen auch am iPhone-Wetter wieder sprunghaft auf 27 Grad an.

Sonnenstand entscheidend

Einer der möglichen Erklärungsgrundsätze wären zahlreiche Höhentiefs in der Großwetterlage über Europa. Diese sind grundsätzlich abgekoppelt vom Jetstream, ihre Zugbahn kann daher oft erst kurzfristig korrekt berechnet werden.

Beim derzeitigen Sonnenstand reichen außerdem bereits wenige Sonnenstunden, um den Boden und damit auch die angrenzende, feuchte Luft zu erwärmen. "Dies kann zu einer labilen Schichtung der Luft führen, weshalb die Schauer- und Gewitterneigung erhöht ist", erklärt UBIMET-Meteorologe Nikolas Zimmermann. Dadurch kann es auf engem Raum zu großen Unterschieden, mit teilweise nur punktuellen Schauern kommen.

Übersetzt und vereinfacht

Zum Anderen hänge die derzeitige Prognoseunsicherheit der Apps aber auch mit ihrer Funktionsweise zusammen: "Die meisten Wetterapps verwenden nämlich für ihre Prognosen ein globales Wettermodell, wie beispielsweise das frei verfügbare, amerikanische GFS-Modell. Wenn man in einer Wetterapp also die Prognose für einen Ort bzw. eine Koordinate abfragt, wird der Wetterablauf am nächst gelegenen Gitterpunkt des Modells dargestellt bzw von der App zu einer Wetterprognose mit Wettersymbolen 'übersetzt' und vereinfacht."

Diese Wettermodelle sind jedoch zu begrenzt, um kleinräumige Wetterereignisse wie Schauer oder Gewitter darstellen zu können. "Solche Wetterphänomene sind kleinräumiger als die Modellmaschenweite", erklärt Zimmermann: "Daher müssen sie parametrisiert werden, sprich ihre Effekte werden mit speziellen Ansätzen erfasst. Bei dynamischem Wetter wie etwa bei markanten Kaltfronten im Sommer funktioniert dies vergleichsweise gut, bei der derzeitigen 'Sumpflage', wie Meteorologen sie gerne nennen, funktioniert dies aber nur begrenzt."

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    GERT EGGENBERGER / APA / picturedesk.com