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Warum tritt Blatter gerade jetzt zurück?

Heute Redaktion
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Bild: GEPA pictures/ Philipp Brem

Bei der FIFA geht mit dem Rücktritt von Sepp Blatter eine Ära zu Ende. Der mittlerweile 79-jährige Schweizer führte den Weltverband seit 1998 an und ließ sich erst vergangenen Freitag erneut als Präsident der FIFA bestätigen. Am Dienstag folgte der überraschende Rücktritt. Nun beschäftigt die Expertenwelt die Frage: Warum gerade jetzt?

Offiziell erklärte der Schweizer in seiner Abschiedsrede, dass er zwar ein Mandat des Weltverbandes, aber keines der Fußballwelt habe, dass er Spieler und vor allem Fans nicht mehr hinter sich habe. Eine überraschende, wenn auch wohl richtige Erkenntnis. Die Einsicht kommt jedenfalls spät - vier Tage nach seiner Wiederwahl. Das ist allerdings wohl kaum der echte Grund, warum der im englischen "Guardian" als "erfolgreichster Nichtmassenmörder unter den Diktatoren" bezeichnete Schweizer jetzt sein Amt zur Verfügung stellt. 

Der FIFA-Präsident tat noch vergangene Woche alles, um im Amt zu bleiben. Der europäische Fußballverband UEFA hatte sogar mit einem Boykott des Kongresses in Zürich gedroht, den Blatter nur lächelnd zur Kenntnis nahm, weil er wusste, dass er sich auf eine große Mehrheit der Stimmen aus Asien und Afrika verlassen konnte. In der vergangenen Woche war beim zähen Schweizer von Zweifeln über den Rückhalt im Weltfußball - trotz großer Protesten der UEFA - noch nichts zu spüren.

Zehn Millionen Dollar-Zahlung

Nun wird spekuliert. Es wird vermutet, dass es dem 79-Jährigen jetzt an den Kragen gehen könnte. Womöglich weiß Blatter, dass ihm etwas nachgewiesen werden könnte. Seine zuletzt Ex-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo könnten Blatter belastet haben. Das FBI ermittelt jedenfalls. Das bestätigten die amerikanischen Behörden der "New York Times"

Im Fokus der Ermittlungen steht nun eine Zehn Millionen-Dollar-Zahlung, die in der Anklage der Ermittler erwähnt wird. Mit diesem Geld sollen sich die Veranstalter der WM 2010 in Südafrika die Stimmen des wichtigen CONCACAF-Präsidenten Jack Warner aus Trinidad und Tobago erkauft haben. Diese Zahlung wurde über den FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke abgewickelt. Im Vergabeprozess setzte sich Südafrika mit 14 zu zehn Stimmen gegen Marokko durch. Der dritte Bewerber Ägypten erhielt keine Stimme.

Es ist anzunehmen, dass Blatter über diese Zahlung bescheid wusste, da Valcke einer der engsten Vertrauten des Schweizers ist. Dass der Generalsekretär des Weltverbandes etwas ohne das Wissen seines Präsidenten getan hat, ist schwer zu glauben. Sollte Blatter nichts von den Vorgängen mitbekommen haben, hat der 79-Jährige ebenso ein Problem, ist es doch die Aufgabe des FIFA-Präsidenten, das Generalsekretariat zu kontrollieren.