Sport

Was haben die Russen denn da geschnüffelt?

Russlands Kicker hielten sich gegen Kroatien häufig die Hand vor die Nase. Sie sollen dabei eine leistungssteigernde Substanz eingeatmet haben.

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Screenshot

Zur großen Überraschung von Fußball-Fans und -Kennern weltweit schaffte es das russische Nationalteam bis in das Viertelfinale der WM. Erst das Out gegen Kroatien im Viertelfinale beendete am Samstagabend den Höhenflug der Mannschaft. Dass der Gastgeber so weit kommen würde, hätte dem Team im Vorfeld des Turniers wohl kaum jemand zugetraut. Auch die beachtliche Laufleistung einzelner Spieler wurde von Experten als erstaunlich bewertet.

Nicht zuletzt irritierten TV-Aufnahmen, die etwas abseits des Rasens gemacht wurden. Eine Szene aus dem Spiel gegen Kroatien, kurz vor der zweiten Halbzeit: Die russischen Spieler Alexander Golowin und einzelne Teamkollegen halten sich immer wieder die Hand vor die Nase.

"Benutzen Shampoo und trinken Wasser"

Schon beim Sensations-Sieg im WM-Achtelfinale gegen Spanien waren ähnliche Handlungsmuster aufgefallen. Die Spieler hätten sich in Ammoniak getränkte Watte unter die Nase gehalten, sagte ein Sprecher des russischen Verbandes anschließend der "Süddeutschen Zeitung".

Um dann noch genervt hinterher zu schicken: "Außerdem benutzen russische Fußballer Shampoo, wenn sie duschen, und sie trinken Wasser, wenn es heiß wird."

Verboten ist der Gebrauch von Ammoniak nicht. Die chemische Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff soll "kurzfristig stimulierend und fokussierend wirken", informiert die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada). Dass die Russen aber so tun, als sei Ammoniakschnüffeln beim Fußball so normal wie das Shampoonieren der Haare beim Duschen, sei absurd, urteilen Sportjournalisten und Experten.

Schmutzige gegen saubere Probe ausgetauscht

Die verbreitete Skepsis, was den Überraschungserfolg der Mannschaft angeht, rührt auch vom Wissen um die jahrelange Praxis des Staatsdopings her. In den vergangenen Monaten war deutlich geworden, dass auch Fußballer von diesem System profitierten, unklar bleibt aber weiterhin, in welchem Ausmaß das geschah.

Die "Süddeutsche Zeitung" verweist auf den Doping-Kronzeugen Grigorij Rodtschenkow und den für die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) tätigen Sonderermittler Richard McLaren. Beide hatten berichtet, dass vor drei Jahren eine schmutzige Probe eines Spielers, der an der WM 2018 im vorläufigen Kader stand, gegen eine saubere ausgetauscht worden sei.

(jdr)

(20 Minuten)