Wegen Hitzewelle

Wassernot in Berghütten: "Maximal drei Minuten duschen"

Die Hitzewelle lässt den Schnee bis in hohe Lagen schmelzen. Wasser wird in vielen Berghäusern zum raren Gut. Für drei Betreiber heißt das sparen.
20 Minuten
02.07.2025, 13:36
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Die Sonne brennt auf das kahle Gestein. Hinter der Konkordiahütte, die über dem Aletschgletscher thront, ist kein Schnee mehr zu sehen – und das bereits Ende Juni. Andreas Mazenauer, Hüttenwart der SAC-Hütte auf 2850 Metern, schaut besorgt auf die Tanks. "70.000 Liter – das muss für den ganzen Sommer und die kommende Skitourensaison reichen."

Offiziell hat die Saison Mitte Juni begonnen. Mazenauer war aber bereits Anfang des Monats oben, damit er möglichst viel Schmelzwasser auffangen und alle vier Tanks füllen konnte. "Aber jetzt ist der Schnee weg und damit auch unsere Hauptwasserquelle." Neu gefüllt werden können die Tanks nur noch durch Regenwasser. "Wir sammeln jeden einzelnen Tropfen, aber das sind geringe Mengen."

"Sollte das Wasser ausgehen, müssten wir früher schließen"

Für den Alltag auf der Hütte bedeutet das: Wasser sparen auf allen Ebenen. Die Crew muss beim Vorspülen des Geschirrs sparen und das Pasta-Wasser wird wiederverwendet. Während die Gäste gar nicht duschen können, ist die Dauer für die Mitarbeitenden gedeckelt: drei Minuten pro Person, mit Abschalten dazwischen. "Duschen wie ein Navy SEAL", nennt Mazenauer das. Auch auf den WCs gibt es wassersparende Hähne. "Es reicht gerade, um die Hände mit Seife zu waschen. Hygiene soll trotzdem gewährleistet sein."

Obwohl Mazenauer noch zuversichtlich sei, dass die Reserven reichten, mache er sich Sorgen. "Ohne Wasser geht es nicht. Sollte es ausgehen, müssten wir die Saison früher beenden." Und auch der tauende Gletscher stelle ihn vor Herausforderungen. "Er schmilzt so schnell weg, dass sich der Zugang zur Hütte verändert. "Wir mussten deshalb die bestehende Treppe verlängern."

"Man kann dabei zuschauen, wie das Schneefeld wegschmilzt"

Noch drastischer ist die Situation auf der Gandegghütte oberhalb von Zermatt. Hüttenwart Felix Kessler führt seine Hütte auf einem Felsband zwischen dem oberen und dem unteren Theodulgletscher – Wasser gibt es nur von einer eigens angelegten und mit Vlies abgedeckten Schneefarm. "Normalerweise hält diese locker den ganzen Sommer. Dieses Jahr kann ich dabei zuschauen, wie der Schnee zusammenschmilzt", sagt der Basler, der seine dritte Saison in der Hütte macht.

Momentan reiche das Wasser gut, gespart werden müsse nicht: "Schmelzwasser aus der Schneefarm kommt im Überfluss." Das Problem: Der Tank mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Litern ist voll, das abfließende Wasser könne derzeit nicht gespeichert werden. "Es ist paradox: Jetzt kommt viel Wasser, aber wir können es nicht nutzen. Sobald der Schnee weg ist, wird es prekär, weil wir nur wenig Reserven haben."

Für diesen Fall müsse eine andere Lösung her. "80 Meter unter der Hütte liegt ein kleiner See. Ich kläre gerade ab, ob wir Wasser von dort hochpumpen können." Das wäre aber mit großem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. "Ich brauche eine Pumpe und Strom unten am See, das geht nicht von heute auf morgen." Sollte das nicht funktionieren, müssten Kanister mit einem Fahrzeug hochgebracht werden. "Aber auch das kostet einiges. Fürs Erste hoffe ich deshalb auf eine Kaltfront – zwei, drei Wochen tiefere Temperaturen würden enorm helfen."

"Wir führen die Hütte eh schon sehr wassersparend"

Auf der Lischanahütte im Unterengadin sieht die Lage derzeit noch besser aus als im Wallis. Hüttenwart Christian Wittwer zapft ein kleines Bächlein an, kontrolliert jede Woche, ob noch genug Wasser kommt – zwei Stunden dauert das. "Die Schneeschmelze ist einen Monat weiter als letztes Jahr. Wenn die Hitze bleibt, dann wird es spätestens im August spannend."

Die Lischanahütte betreibe er grundsätzlich wassersparend. "Duschen gibt es bei uns nicht und aufs WC geht man auf einer Trockentoilette." Pro Gast rechnet Wittwer so mit 10 bis 15 Litern Wasser – 15.000 Liter Reserve stehen bereit. "Theoretisch sollte das reichen. Aber wenn wir auf dem Trockenen sitzen, müssten wir früher schließen. Wasser per Helikopter hochzufliegen, ist für mich keine Option."

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