Gesundheit

Wer wann warum Corona-Maßnahmen am ehesten einhält

Wann halten Menschen die Präventionsmaßnahmen eher ein und wann nicht? Das hat die Uni Wien unter die Lupe genommen - mit interessantem Ergebnis.

Sabine Primes
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Je maßnahmentreuer das Umfeld, desto treuer jeder Einzelne.
Je maßnahmentreuer das Umfeld, desto treuer jeder Einzelne.
Getty Images/iStockphoto

Die Beobachtung haben in der Pandemiezeit vermutlich viele Österreicher gemacht: Man betritt einen Raum mit Maske und spürt förmlich die Blicke jener, die sich im gleichen Raum ohne Schutz aufhalten. Daten von heimischen Forschern zufolge steigt in solch einem Umfeld die Chance, dass man selbst auch die Maske ablegt. Umgekehrt bringt eine maßnahmenkonforme Umgebung aber auch Menschen dazu, Abstände und Co. einzuhalten, die sich selbst durch Covid-19 wenig gefährdet sehen.

Die Analyse von Bernhard Kittel, Fabian Kalleitner und David Schiestl vom Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien fußt auf Daten aus der seit Pandemiebeginn wiederholt durchgeführten Austrian Corona Panel-Befragung. In diese im Fachblatt "Plos One" erschienene Auswertung gingen Angaben ein, die 2.030 Teilnehmer zwischen April 2020 und 2021 gemacht haben. Damals standen die Covid-19-Impfungen noch nicht allen Personen offen.

Präventionsmaßnahmen von Infektionen auch einzuhalten, wenn man sein eigenes Risiko zur Erkrankung bzw. auf einen schweren Verlauf als gering einschätzt, ist nicht für jedermann einleuchtend. Das hat die Pandemie relativ deutlich gezeigt. Zu den wichtigsten Faktoren, die Mobilitätsreduktion, Abstandhalten und Masketragen begünstigt haben, gehören neben der Wahrnehmung des eigenen Risikos auch die herrschenden sozialen Normen. Also die Wahrnehmung des Verhaltens anderer und des von anderen erwünschten Verhaltens.

Eigene Wahrnehmung und soziale Normen

Die beiden Faktoren hängen der Studie zufolge relativ eng zusammen: Je niedriger das Level an wahrgenommener persönlicher Gesundheitsgefährdung war, umso wichtiger sind die sozialen Normen für die Einhaltung der Maßnahmen. Wenn umgekehrt die Risikoeinschätzung auf moderat bis hoch anstieg, war der Effekt der sozialen Normen um ein Viertel geringer, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Arbeit.

Insgesamt zeige sich, dass Menschen sich öfter an Präventionsmaßnahmen halten, die ihnen selbst keinen unmittelbaren Vorteil versprechen, wenn sich in ihrem Lebensumfeld andere eher regelkonform verhalten. Auf der anderen Seite steige wiederum der soziale Druck, genau dies nicht zu tun, in einer Personengruppe, wo sich kaum jemand an Maskenpflicht und Co. hält.

Maßnahmentreue Menschen unterstützen

Will man nun das Einhalten der Präventionsmaßnahmen fördern, müssten Menschen gefördert bzw. unterstützt werden, die dies auch tun, so Kittel. Es sei eben entsprechend schwierig für Einzelpersonen, sich in einem zum Beispiel durch einseitigen Medienkonsum oder Wahrnehmungsverzerrungen geprägten Umfeld durchzusetzen.

Für Kittel ist es daher "entscheidend, erwünschte Handlungsweisen politisch klar zu kommunizieren." Die Verantwortung zur Eindämmung des Infektionsgeschehens von politischer Seite aber in die Hände des Einzelnen zu legen - eine Strategie, die die Bundesregierung laut dem Forscher im heurigen Sommer gefahren ist -, "hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich im Herbst zu wenige Menschen an die Präventionsmaßnahmen gehalten haben - mit den bekannten Folgen."