Sie gelten als grün, umweltfreundlich und kompostierbar - doch in der Realität sind sogenannte "biologisch abbaubare" Feuchttücher alles andere als schnell verschwunden. Ein Forscherteam der Universität Cardiff hat nun erstmals untersucht, wie sich diese Produkte tatsächlich in städtischen Flüssen verhalten - mit ernüchterndem Ergebnis.
Zwei bekannte Marken von Feuchttüchern, beide mit "biologisch abbaubar" gekennzeichnet, wurden fünf Wochen lang in zehn verschiedenen Flüssen und Bächen rund um Cardiff getestet. Statt sich rasch aufzulösen, waren die meisten Tücher auch nach 35 Tagen noch immer in erstaunlich gutem Zustand.
"Viele dieser Produkte bauen sich in der Praxis deutlich langsamer ab, als Labortests es vermuten lassen", erklärt Studienleiter Thomas Allison. "In Süßwasserumgebungen wie Flüssen bleiben sie bestehen - teilweise über Wochen", heißt es in der Studie.
Getestet wurden Tücher auf Zellulose-Basis. Zwar zersetzten sich jene mit einem höheren Anteil an natürlicher Zellulose schneller, doch auch sie waren nicht komplett abgebaut. Ein möglicher Grund: Flussablagerungen könnten eine Art Schutzschicht bilden, die den Zersetzungsprozess verlangsamt.
Die Ergebnisse werfen laut Allison und seiner Kollegin Isabelle Durance in jedem Fall ein kritisches Licht auf die Vermarktung solcher Produkte: "Viele Umwelt-Labels orientieren sich an Laborbedingungen - die mit der Realität im Wasser wenig zu tun haben", heißt es in der Studie.
Die Forscher fordern jetzt eine Reform der Standards, strengere Kennzeichnungen und klarere Entsorgungshinweise. Denn das Herunterspülen von Feuchttüchern sei nicht nur ein Umweltproblem, sondern untergrabe auch das Vertrauen in nachhaltige Alternativen.
Fakt ist: "Biologisch abbaubar" sind viele Feuchttücher offenbar nur im Labor. In unseren Flüssen halten sich viele "Öko-Tücher" länger, als es die Werbung vermuten lässt.