Sport

Werdenigg: "Das Ski-Team hatte ein Alkoholproblem!"

Heute Redaktion
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Sexuelle Gewalt im Skisport: Welche Rolle spielt der ÖSV, wer war Opfer, wer war Täter? Nicola Werdenigg berichtet nun von ihren Erfahrungen mit Toni Sailer.

Heftige Diskussionen im Skizirkus! Toni Sailer soll 1974 eine Polin misshandelt haben, politische Rückendeckung einen handfesten Skandal verhindert haben. Ist es legitim, darüber jetzt zu diskutieren? Und welche Rolle spielte der ÖSV damals und heute? Nicola Werdenigg brach vor dem Jahreswechsel das Schweigen. Jetzt meldet sich der Ex-ÖSV-Profi wieder zu Wort.

Ein handfestes Alkoholproblem"



"Alkohol war eine ständige Droge im Skizirkus der Siebziger", meint sie in einem "Kurier"-Gastkommentar. "Der ÖSV war erfolgreich im Sport und auch führende Après-Ski-Institution. Das Austria Skiteam hatte damals ein handfestes Alkoholproblem. Es fehlte an Disziplin und Empathie."

Bei Reisen in den damaligen Ostblock habe sie von "günstigen Quellen für Kaviar, Krimsekt und Nutten" gehört. "In diesem Ambiente war vieles möglich. Sogar das Unvorstellbare über Toni Sailer, das im März 1975 in der Illustrierten Stern erstmals in den Fokus der breiten Öffentlichkeit geriet."

Politik und Sport



Bei der Verhaftung Sailers sei die Politik eingeschritten, die Version des Skiverbandes zur Norm erklärt und der Journalist, der die Affäre aufdeckte, zum "Schwein" erklärt worden, meint Werdenigg. Die neuerliche Veröffentlichung hält sie für richtig: "Männerbünde, bestehend aus Sportfunktionären und Politikern, verhinderten die Aufklärung einer schweren Anschuldigung. Sie setzten sich über Gesetze und Rechte jeder Art hinweg."

Vom rot-weiß-roten Verband erwartet sich die Olympia-Vierte von 1976 Aufklärung: "Der ÖSV muss endlich Verantwortung übernehmen. Dass die Angelegenheit Sailers Privatsache wäre und nichts mit dem ÖSV von heute zu tun hätte, ist erschreckend. Sie zeigt einmal mehr, dass sich die Verbandsführung nur den Ruhm auf die Fahnen heftet. Zu Verfehlungen von Aushängeschildern ist die Antwort jedes Mal lapidar: nicht zuständig." (heute.at)