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Werdenigg kritisiert: "ÖSV hat sich nie gemeldet"

Nicola Werdenigg prangert an, dass sich aus dem ÖSV mit Ausnahme eines brieflichen Ultimatums nie jemand bei ihr gemeldet habe. Der ÖSV kontert.

Heute Redaktion
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Vor knapp zwei Monaten wandte sich Ex-Rennläuferin Nicola Werdenigg an die Öffentlichkeit, packte über Missbrauch im Skisport aus. Ihre Schilderungen traten eine Lawine an Reaktionen los. Seither trauten sich immer mehr Betroffene, ihre Erlebnisse von brutalen Gewalttaten im Sport, teils sexueller Natur, zu erzählen.

ÖSV "hat sich nicht gemeldet"



Werdenigg verriet, dass sie mit 16 Jahren selbst vergewaltigt wurde und von einem weiteren gravierenden Missbrauchsfall 2005 wisse. Der ÖSV und sein Boss Peter Schröcksnadel reagierten umgehend mit der Forderung, Namen zu nennen.

Inzwischen gibt es im ÖSV eine eigene Anlaufstelle für Missbrauchs-Beschwerden. Wie in der ZIB II am Mittwoch im ORF berichtet wurde, habe Nicola Werdenigg vom ÖSV nur ein briefliches Ultimatum erhalten. Darüber hinaus habe es vom Skiverband keinerlei Kontakt gegeben: "Es hat sich bis jetzt weder aus dem Sport noch aus dem politischen Umfeld jemand bei mir gemeldet."

ÖSV widerspricht Werdenigg

Dem widersprach der ÖSV am Donnerstag in einer Aussendung. Demnach habe die Ex-Rennläuferin dem Skiverband in einem Brief mitgeteilt, nicht kontaktiert werden zu wollen. "Ich habe dies auch eingehend mit der Frauenbeauftragten des ÖSV, Frau Petra Kronberger, am 24.11.2017 besprochen und erläutert. Ich bedanke mich herzlich für die Einladung zu einem weiteren persönlichen Gespräch, bin aber der Meinung, dass ich meinerseits zu dem Thema alles gesagt habe." Demnach bat Werdenigg weiter, den Versuch der Kontaktaufnahme über Familienmitglieder und Freunde zu unterlassen.

Gemischte, überwiegend positive Reaktionen



Den Schritt, an die Öffentlichkeit zu gehen, bereut sie nicht. Der Großteil der Reaktionen sei aber positiv ausgefallen, aber: "Ich habe einen klaren Unterschied zwischen urbaner Bevölkerung und kleinen Dorfstrukturen bemerkt", erzählte Werdenigg in einem Beitrag der Sendung. "Die urbane Bevölkerung hat positiv, offen reagiert, auch Fragen gestellt. Die Landbevölkerung hat es beschämt wahrgenommen."

"Die Reaktionen der Männer sind wesentlich einfühlsamer im Großen und Ganzen. Frauen haben vorwiegend große Zweifel gehabt, ob ich nach so langer Zeit die Wahrheit sage. Sie haben Neidgefühle entwickelt. 'Du willst dich nur wichtig machen. Du bist alt. Du bist nicht mehr attraktiv'." (Heute Sport)