Coronavirus

WHO äußert "ernste Bedenken" und lehnt EU-Impfpässe ab

Die EU möchte einen digitalen Impfpass einführen, der das sichere Reisen innerhalb Europas ermöglichen soll. Die WHO meldet jedoch "ernste Bedenken".

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Die (WHO) lehnt die von der EU-Kommission geplanten Impfpässe ab und meldet sogar "ernste Bedenken" dagegen an.
Die (WHO) lehnt die von der EU-Kommission geplanten Impfpässe ab und meldet sogar "ernste Bedenken" dagegen an.
Christoph Hardt / Action Press / picturedesk.com

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lehnt die von der EU-Kommission geplanten Impfpässe ab. Zwar sei die für den Sommer angekündigte Einführung "wohl unvermeidlich", sagte der Regionaldirektor der WHO/Europe, Hans Kluge, der "Welt" (Freitag). "Aber es ist keine Empfehlung der WHO." Es gebe ernste Bedenken: So sei unsicher, wie lang eine Immunität anhalte. Auch könne ein Impfstoff "nicht unbedingt die Ansteckung anderer Menschen verhindern".

Die EU-Kommission will am 17. März den Gesetzentwurf für einen "digitalen grünen Pass" vorlegen, der Corona-Impfungen, Covid-Erkrankungen und negative Tests vermerken soll. Ziel ist, einen sicheren Weg zur Aufhebung von Beschränkungen und zum Reisen in Europa zu finden. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten zuvor vereinbart, die Pläne für einen digitalen Impfpass voranzutreiben. Binnen drei Monaten sollen die technischen Voraussetzungen stehen, damit Corona-Geimpfte europaweit fälschungssicher ihre Immunisierung nachweisen können.

"Kann das Virus wieder die Oberhand gewinnen"

Kluge rechnet damit, dass die Corona-Pandemie in rund zehn Monaten zu Ende sein werde. Er gehe davon aus, dass 2021 ein weiteres Covid-Jahr werde, 2020 sei "Terra Incognita" gewesen. 

"Ein Jahr später wissen wir viel mehr. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Pandemie Anfang 2022 vorbei ist."

Was nicht heiße, dass das Virus weg sei. "Aber hoffentlich braucht es dann keine der disruptiven Interventionen mehr."

Kluge warnte davor, Corona-Mutationen nicht ernst genug zu nehmen, weil sich manche sehr schnell verbreiten könnten und schwere Krankheitsverläufe auslösten. "Wenn dies nun zusammenfällt mit einer nur langsamen Impfkampagne, dann verlieren wir das Momentum. Dann kann das Virus wieder die Oberhand gewinnen." Jetzt sei noch nicht die Zeit für die Menschen in Europa, sich zurückzulehnen.

Das Europabüro der WHO hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die Anzahl der Neuinfektionen in Europa um neun Prozent gestiegen sei. Damit habe der vielversprechende Rückgang der letzten sechs Wochen gestoppt. Die Virusvariante B.1.1.7, die zuerst in Großbritannien auftrat, sei inzwischen in 43 der 53 europäischen Länder aufgetreten.

Kurz für Impfpass

Auch Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz plädiert auf einen digitalen Impfpass bzw. den sogenannten Grünen Pass - ganz nach israelischem Vorbild. "Wir wollen möglichst schnell wieder zurück zur Normalität", so Kurz. "Wir wollen einen EU-weiten Grünen Pass, mit dem man frei reisen, geschäftlich uneingeschränkt unterwegs sein und Urlaub machen kann", argumentiert der Kanzler weiter. Der digitale Impfpass könne dann auch wieder Gastronomie, Kultur und Veranstaltungen ermöglichen, wie es in Israel derzeit der Fall ist. 

"Ich gehe davon aus, dass dieses Projekt jedenfalls im Frühling umgesetzt werden muss", wurde der Kanzler vor wenigen Tagen von der APA zitiert. Sollte es keinen Konsens mit der EU geben, will der Kanzler einen nationalen Alleingang "mit entsprechenden Abkommen mit anderen Staaten, wo ähnliches gilt" wagen. (Mehr dazu hier >>)

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