Intimes Interview

"Wie ein Messer" – Shiffrin bekämpft ihr Trauma

Ski-Superstar Mikaela Shiffrin verrät, dass sie nach ihrer Verletzung an posttraumatischen Belastungsstörungen gelitten hat.
20 Minuten
02.06.2025, 22:44
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Es war der 30. November 2024, als Mikaela Shiffrins Saison in Killington eine dramatische Wendung nahm. Die Ausnahme-Skirennfahrerin stürzte schwer – und spürte sofort, dass etwas anders war als bei früheren Verletzungen. "Es fühlte sich an, als würden Messer noch in mir stecken", beschrieb sie später den Schmerz. Ärzte bestätigten: Der Sturz hätte tödlich enden können. Ihr Dickdarm wurde nur um wenige Millimeter verfehlt.

Die 30-Jährige konnte sich kaum bewegen oder atmen, als sie auf der Piste lag. Helfer versuchten, sie wach zu halten, während sie am liebsten die Augen geschlossen hätte. Als Blut sichtbar wurde, kam zur Qual auch Angst hinzu.

Zwölf Tage später wurde sie operiert. Die Prognose: etwa sechs Wochen Pause. Die Amerikanerin richtete ihren Fokus auf die körperliche Genesung. Doch der Weg zurück war dieses Mal ein anderer.

Als sie wieder auf den Ski stand, fühlte sie sich nicht mehr wie sie selbst. "Mein Geist wusste, was zu tun war, aber mein Körper konnte es nicht umsetzen", sagt Shiffrin nun in "The Players Tribune". Mehrmals brach sie Trainingsläufe mittendrin ab – ohne ersichtlichen Grund. In diesen Momenten drängten sich dunkle Gedanken auf: "Es könnte mir nicht egaler sein, ob ich jemals wieder Rennen fahre."

Immer wieder hatte sie Bilder vor Augen: Stürze, Schmerzen, zerbrechlicher Körper. Sie sah sich an verschiedenen Hängen stürzen – nicht als Erinnerung an Killington, sondern als drohende Realität. "Ich habe erwartet, dass es jetzt passiert."

Ihre Therapeutin vermutete eine posttraumatische Belastungsstörung. Auch die Amerikanerin selbst glaubte, dass der Tod ihres Vaters 2020 und der schwere Sturz ihres Verlobten Aleksander Kilde Anfang 2024 ihren Zustand beeinflussten. "PTSD ist bei jedem anders. Es ist nicht wie ein Husten oder ein verstauchter Knöchel."

Langsam fand sie zurück. Die Therapie half. Der Schlüssel: "Immer wieder ins Starthaus zurückzukehren." Nach und nach spürte sie, wie ihr Körper das Skifahren wieder verinnerlichte. "Zum Glück hat er sich erinnert, was er zu tun hat!"

Ihre Sichtweise veränderte sich: Es ging nicht mehr um Zeiten oder Siege – sondern darum, sich sicher und verbunden mit dem eigenen Körper zu fühlen. "Es war ein Prozess – Schritt für Schritt. Niemand kann dir sagen, wann du etwas überwunden hast", sagt sie. Heute fühlt sich Shiffrin wieder wie sie selbst.

{title && {title} } 20 Minuten, {title && {title} } 02.06.2025, 22:44
Jetzt E-Paper lesen