Verrückte Welt in Kalifornien

Wie ich FAST die Pokémon WM gewonnen hätte

Anaheim wurde im August zum Mittelpunkt aller Pokémon Fans. Dort fand nämlich die Weltmeisterschaft statt – und die hatte es in sich.
David Slomo
26.08.2025, 05:23
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Ein hüpfendes Pikachu, ein seltenes Gengar. Was klingt wie die Fantasie eines Achtjährigen, wurde für mich in Kalifornien Realität. Im riesigen Anaheim Convention Center stieg die Pokémon-Weltmeisterschaft – und "Heute" war mit dabei.

Schon beim Betreten der Halle fühlte ich mich wie zurückversetzt in meine Kindheit. Überall knallbunte Banner, Cosplayer in quietschgelben Pikachu-Kostümen, Kinder mit übergroßen Plüschtieren im Arm und Erwachsene, die für ein Wochenende selbst wieder Achtjährige sein wollten. Rund 2.500 Spielerinnen und Spieler aus der ganzen Welt waren angereist, um herauszufinden, wer der "Allerbeste" ist. So, wie es das Titellied verspricht.

Über 25.000 Fans verwandelten die Halle in ein tobendes Stadion, das bei jeder Attacke vibrierte wie bei einem Rockkonzert.

In vier Disziplinen wurde gezockt: das Videospiel, das Sammelkartenspiel, Pokémon Go und Pokémon Unite. Und die Finals hatten es in sich: Bei den Videospielen etwa stand der Amerikaner Giovanni Cischke kurz davor, Geschichte zu schreiben. Noch nie hatte er ein Turnier gewonnen, weder regional noch international. Und dann – plötzlich Weltmeister! Das Publikum raste. 50.000 Dollar Preisgeld gab es obendrauf.

Doch nicht nur an den Tischen der Spieler ging es heiß her. Wer sich durch die Händlerstände kämpfte, erlebte ein Pokémon-Paradies – oder eine finanzielle Falle. Zwischen ein paar Raritäten für 2 Dollar und Sabrinas Gengar für 200 Dollar stach eine Box ganz besonders heraus: eine originalverpackte Sammelkarten-Box der "Smaragd"-Edition. Der Preis? 50.000 Dollar. So viel wie ein Mittelklasse-Neuwagen. Die Erklärung: Damals, in der "Smaragd"-Ära, war Pokémon nicht auf dem Höhenflug wie heute. Entsprechend selten sind die originalen Boxen – und entsprechend heiß begehrt.

Und dann kam plötzlich mein Moment. Ein kleiner Showkampf stand an – und ich musste gegen die Influencerin ChanaJk antreten, die 1,5 Millionen Follower hat. Nervosität? Natürlich. Doch das Glück war auf meiner Seite. Ich gewann, bekam einen kleinen Orden überreicht – und für einen kurzen Moment fühlte es sich so an, als wäre ich tatsächlich ein Champion.

Das Schönste an der WM war aber nicht das Preisgeld, nicht die Raritäten und auch nicht die Siege. Es war die Atmosphäre. Da standen Erwachsene mit glänzenden Augen neben Kindern, die gerade ihre ersten Kämpfe bestritten. Fremde tauschten Karten, lachten gemeinsam, diskutierten über Attacken und Strategien. Es war, als ob die Pokémon-Welt, die wir alle aus unseren Game Boys und Fernsehern kennen, für ein Wochenende lebendig geworden wäre.

Und so verlasse ich die Halle mit einem Lächeln. Giovanni darf sich Weltmeister nennen – und vielleicht von seinem Preisgeld die legendäre "Smaragd"-Box kaufen. Ich hingegen nehme vor allem etwas anderes mit: ein Gefühl, als hätte mein achtjähriges Ich für ein paar Tage die Regie übernommen.

{title && {title} } slo, {title && {title} } Akt. 26.08.2025, 13:36, 26.08.2025, 05:23
Jetzt E-Paper lesen