Nach Einsatz bei Massencrash

Wut-Lenker verfolgen Feuerwehr, um sie zu beschimpfen

Nach dem Massencrash auf der A2 wurden Feuerwehren von im Stau stehenden Autofahrern beschimpft. Ein Floriani rechnet nun mit diesen Wut-Lenkern ab.
Newsdesk Heute
25.08.2025, 18:22
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Die Dimension des Unfalls war erschreckend: 33 Fahrzeuge waren beteiligt - dabei wurden 28 Personen leicht verletzt. Eine 18-jährige Steirerin musste mit schweren Verletzungen vom Rettungshubschrauber C12 ins LKH Graz geflogen werden. Es folgten kilometerlange Staus, blockierte Spuren und eine Vollsperre der Südautobahn in Richtung Wien.

Die Einsatzkräfte vor Ort gaben ihr Bestes, um die Autobahn schnell wieder für den Verkehr freizubekommen. Dabei kam es zu bizarren Situationen für die Einsatzkräfte. So verließen etwa zahlreiche neugierige Schaulustige ihre Autos. Selbst eine Mutter mit zwei Kindern wurde gesehen, wie sie geradewegs durch die Rettungsgasse zur Unfallstelle spazierte - und sie war längst nicht die einzige.

Ein anderer Autofahrer sorgte mit einer absurden Aktion für Fassungslosigkeit. Er kontaktierte den Feuerwehrkommandanten auf dessen persönlichem (!) Handy und wütete los. Der Grund: Ihm dauerte der Einsatz schlichtweg zu lange... Das bestätigte die Freiwillige Feuerwehr Nestelbach bei Graz gegenüber "Heute".

Ein Vorfall, der auch Patric Neumeister von der Betriebsfeuerwehr Magna Lannach auf der anderen Seite von Graz sauer aufstößt. Tage nach der Massenkarambolage machte er seinem Ärger frühmorgens Luft.

"Noch besser sind ja die Leute, die..."

"Es gibt da momentan eine Sache, die mich extrem aufregt aber zugleich sehr nachdenklich stimmt", beginnt der Feuerwehrmann sein Video. Er ist fassungslos über das Verhalten mancher Mitmenschen den Einsatzkräften gegenüber: "Wie kommt man auf die Idee, dass man die Telefonnummer des Einsatzleiters, der da vorne tätig ist, ausfindig macht, den anruft und sich beschwert, warum der Einsatz so lange dauert und wieso man nix zu trinken kriegt?!"

Doch dem nicht genug, offenbar wurden einige Floriani auch von solchen Wut-Lenkern verfolgt! "Noch besser sind ja die Leute, die nach dem Einsatz ins Rüsthaus nachfahren und dort die Feuerwehrkameraden beschimpfen und sich beschweren, warum das ganze so lange gedauert hat", ärgert sich Neumeister.

"Vielleicht denkt's einmal darüber nach"

Er springt nicht nur für seine Kameraden in die Bresche, sondern verpasst diesen Rüpeln auch gleich eine verbale Kopfwäsche: "Dieses System der Ehrenamtlichkeit, das wir in Österreich haben. Und dass wir innerhalb von kürzester Zeit, da reden wir von 10 bis 15 Minuten, vor Ort sind, ist keine Selbstverständlichkeit."

In anderen Ländern dauere es manchmal bis zu eine volle Stunde bis zum Eintreffen der Rettungskräfte - von der Ausbildung des Personals noch gar nicht gesprochen. Und: "Unsere Einsatzkräfte, unsere Feuerwehren, sind regelmäßig bei Naturkatastrophen im Ausland unterwegs, seien es Hochwässer, Erdbeben oder Waldbrände wie jetzt in Griechenland und Mazedonien. Da fliegen denen da unten jedes Mal die Gucker ausse, wenn wir mit unserem Equipment und der Personalstärke dort auftauchen."

"Und trotzdem schaffen wir es in Österreich noch immer, alle Einsätze planmäßig und zeitgerecht abzuarbeiten. Und das, meine lieben Damen und Herren, ist etwas, das man sehr wertschätzen sollte. Sowas ist nicht selbstverständlich. Vielleicht denkt's einmal über das Ganze ein bisschen nach, damit solche Sachen in Zukunft nicht mehr passieren", schließt Neumeister sein Video.

"DANKE!"

Die Reaktionen darauf waren enorm - und überwiegend positiv. Sein etwas über 2 Minuten langes Video wurde auf Facebook mehr als 730.000 Mal aufgerufen. "Ich bin überwältigt. Es gibt keine Worte dafür", sagt der Feuerwehrmann in einem weiteren Clip. Darin erklärt er auch, dass es das allgemeine Schwinden an Verständnis, Respekt und Geduld gegenüber Einsatzkräften gewesen sei, das ihn veranlasst hatte, seine Botschaft aufzunehmen.

Sein Appell zum Abschluss: "Ich hoffe, dass dieses Video auch genau jene Leute gesehen haben, die es eigentlich betrifft. Ich sage immer: Der größte Gegenspieler in unserer Gesellschaft ist die Selbstverständlichkeit. Sie lässt die Toleranz, den Respekt und das Verständnis in unserer Bevölkerung schwinden. Und vor allem die Bereitschaft, in einem Ehrenamt tätig zu werden. Dieses System der Ehrenamtlichkeit in Österreich ist einzigartig und es darf nie zur Selbstverständlichkeit werden."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 26.08.2025, 14:51, 25.08.2025, 18:22
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