Gesundheit

Expertin klärt auf – so oft kann man Corona bekommen

Weil sich die Fälle von Infektionen innerhalb kurzer Zeit häufen, sprach "Heute" mit einer Expertin, was dahintersteckt.

Sabine Primes
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Die Virologin Monika Redlberger-Fritz. Im Hintergrund: Ein Hotel wird gerade desinfiziert - weiter ist Hygiene äußerst wichtig, um Ansteckungen zu vermeiden.
Die Virologin Monika Redlberger-Fritz. Im Hintergrund: Ein Hotel wird gerade desinfiziert - weiter ist Hygiene äußerst wichtig, um Ansteckungen zu vermeiden.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Mittlerweile kennt wohl jeder jemanden, der Corona hat oder hatte. In den letzten 24 Stunden wurden wieder mehr als 34.000 Neuinfektionen gezählt. Die derzeit grassierende Omikron-Variante BA.2 zeichnet sich durch eine hohe Infektiosität, aber vergleichsweise leichte Krankheitsverläufe aus. Das kann dazu führen, dass man sich nach überstandener Infektion innerhalb kurzer Zeit re-infiziert. Wie ist das möglich? "Heute" fragte bei Virologin Monika Redlberger-Fritz nach.

Schwachstelle Schleimhaut

"Das Problem liegt in der Schleimhautoberfläche", so die Expertin. Denn das Coronavirus gelangt über den Respirationstrakt, also Nase oder Mund, in den Körper und haftet sich an der Schleimhautoberfläche an, wo sich nur ein Teil aller im Körper zirkulierenden Antikörper befindet. Der Rest befindet sich im Blut. Das bedeutet, das man  nicht sein ganzes Antikörper-Potpourri 1:1 auf der Nasen- oder Mundschleimhaut hat.

Was folgt, ist klar: "Atme ich mehr Viruspartikel ein, als ich auf der Antikörper auf der Schleimhaut habe, infiziere ich mich. Einfach aus dem Grund, weil der Körper zu wenige neutralisierende Antikörper auf der Schleimhaut hat, um alle Viruspartikel bekämpfen zu können." Aufgrund dessen schafft es meist doch ein Viruspartikelchen, die Schleimhautzelle zu infizieren und so die Infektion zu setzen. "Die Antikörper in der Blutbahn schützen meine Lunge und verhindern, dass diese Infektion, die lokal im Nasen-Rachenraum stattfindet, in die Lunge abwandert und dort ärgeren Schaden anrichtet. Das wiederum schützt vor einer Hospitalisierung und schweren Verläufen, aber wir sind nicht vor einer symptomatischen Infektion geschützt", sagt Redlberger-Fritz. 

Schwerer Verlauf bei Ungeimpften

Das ist auch der Grund, weshalb Omikron bei Ungeimpften trotzdem einen schweren Verlauf nehmen kann. "Habe ich durch die Impfung keine Antikörper in der Blutbahn, können Bronchitis und Lungenentzündung trotzdem passieren", warnt die Expertin. 

"Der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf ist das, was eine Impfung so wichtig macht. Denn egal ob SARS-CoV-2, Influenza, Keuchhusten oder Rotavirus: Das Mengenproblem der Schleimhautantikörper ist das, was den Viren eine Infektion ermöglicht – bei Kindern wie bei Erwachsenen."

Maske ist einziger Infektionsschutz

Vor einer Ansteckung schützt nur, wenn man die Partikelchen mit einer Barriere an der Eintrittspforte abfängt - wie eben einer Maske. "Sie verhindert, dass wir große Virus-Mengen einatmen, die unsere Schleimhautantikörper überlisten. Die paar Partikelchen, die trotzdem durchkommen, können die Antikörper problemlos abfangen und eine Infektion verhindern", so die Virologin. 

Kurz nach einer durchgemachten Infektion, die womöglich noch stark symptomatisch war, verhindert der hohe Antikörperspiegel – auch auf der Schleimhaut – eine Zeit lang, dass es zu einer sofortigen Re-Infektion kommt. Dieser Antikörperspiegel sinkt jedoch bald ab. Wie schnell er absinkt, das lässt sich nicht pauschal sagen, sondern ist individuell und von einer Reihe an Faktoren abhängig. "Deshalb gibt es keinen 'Freibrief', der garantiert, für die Zeitspanne X immun zu sein." So steigt die Gefahr der Re-Infektion mit zunehmender Zeit. "Statistisch gilt man nach drei Monaten wieder als infizierbar – aber nochmal: Das lässt sich nicht pauschal auf alle Menschen anwenden."

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