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Wie sich Englands Juwele selbst aus der EM kickten

England dominiert seit Jahren den Nachwuchs-Fußball. Bei der U21-Euro platzte der Traum nach zwei Spielen. Die Supertalente patzten.

Heute Redaktion
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Englands Aaron Wan-Bissaka mit dem Slapstick-Eigentor gegen Frankreich.
Englands Aaron Wan-Bissaka mit dem Slapstick-Eigentor gegen Frankreich.
Bild: picturedesk.com

England, das Mutterland des Fußballs, erlebte in den letzten beiden Jahren einen enormen Aufschwung. Bei der WM-Endrunde 2018 war erst im Halbfinale gegen Kroatien Endstation. In der neuen Nations League qualifizierten sich die Three Lions für das Finalturnier, wurden dort Dritter.

In der abgelaufenen Saison dominierte die Premier League den Klub-Fußball. Liverpool schlug Tottenham im Champions-League-Finale 2:0. Chelsea schoss Arsenal im Endspiel der Europa League 4:1 ab.

Von unten drängen Supertalente nach und versprechen eine rosige Zukunft. 2017 war ein Sensations-Jahr für den englischen Jugendfußball. Die U20 wurde Weltmeister, die U19 Europameister, die U17 Weltmeister. Die U21 kam immerhin bis ins Semifinale der EURO.

Zwei Jahre später ist für die U21 der Zug fürs Halbfinale schon nach zwei Spielen abgefahren. Es waren ausgerechnet die Helden von 2017, die auf der großen Bühne schlampten und zwei Slapstick-Auftritte hinlegten.

Zum Auftakt der Endrunde spielte England den Turnier-Mitfavoriten Frankreich phasenweise an die Wand. Wunderkind Phil Foden (Manchester City) brachte sein Team sogar in Führung, tänzelte fünf Gegner aus, versenkte den Ball präzise im Eck.

Die Briten verloren durch Gegentore in der 89. und 95. Spielminute. Hamza Choudhury (Leicester) hatte seinen Kollegen einen Bärendienst erwiesen, wegen eines Horrorfouls im Strafraum Rot gesehen.

Nicht nur Choudhury versagte. Auch die Vorderleute des Sechsers. Allein in Hälfte eins hatten seine Kollegen eine Vielzahl an Chancen in unmittelbarer Tornähe vergeben, oder Überzahlsituationen unkonzentriert verspielt.

Besonders verschwenderisch: Dominic Solanke. Der Bournemouth-Stürmer war vor zwei Jahren noch für den U20-WM-Titel mitverantwortlich. Gegen Frankreich verstolperte er hingegen einen aussichtsreichen Ball nach dem anderen.

Aaron Wan-Bissaka war ein weiterer tragischer Held. Für den Rechtsverteidiger von Crystal Palace werden nach einer großartigen Saison Ablösesummen von rund 60 Millionen Euro ausgerufen. Die Verhandlungen mit Manchester United sollen weit fortgeschritten sein. Gegen Frankreich reihte sich ein Fehlpass an den nächsten. In der 95. Minuten spitzelte er den Ball über Goalie Henderson hinweg ins eigene Tor, obwohl der nur mehr zupacken hätte müssen. Gegen Rumänien sollte er nicht mehr berücksichtigt werden ...

Im zweiten Gruppenspiel verlor England am Freitag gegen Rumänien mit 2:4. Alle sechs Tore fielen in der Schlussviertelstunde. Drei weitere U20-Weltmeister enttäuschten:

Jonjoe Kenny (Everton) verschuldete den ersten Gegentreffer durch ein ungeschicktes Elferfoul. Fikayo Tomori (Chelsea, verliehen an Swansea) missglückte wenig später ein Klärungsversuch, servierte den Rumänen damit das zweite Tor.

Goalie Dean Henderson (Manchester United) griff beim vorentscheidenden 2:3 ähnlich peinlich daneben, wie einst Landsmann David James beim Weitschuss von Ex-ÖFB-Star Andreas Ivanschitz.

U17-Weltmeister Foden tauchte im zweiten Spiel unter. Er wurde in Minute 57 eingewechselt, machte zu wenig aus seinen fantastischen Anlagen. Bitter: Er ersetzte den verletzten U19-Europameister Ryan Sessegnon (Fulham), der nur zehn Minuten vorher ins Spiel gekommen war.

Mason Mount (Chelsea, verliehen an Derby), U19-Kollege von 2017, assistierte immerhin beim zweiten Tor, erzielt von Kollegen Tammy Abraham (Chelsea, verliehen an Aston Villa).

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