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Wieder WirrVAR! Wie kann dieses Tor nicht zählen?

Heute Redaktion
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Das erste Bild, das auf Sendung gebracht wurde, zeigt Son auf gleicher Höhe.
Das erste Bild, das auf Sendung gebracht wurde, zeigt Son auf gleicher Höhe.
Bild: Screenshot

Fans und Experten schäumen. Per Videobeweis wird ein Tor in der Premier League zurückgenommen. Die TV-Bilder der Liga (!) widersprechen der Entscheidung.

England ließ sich mit der Einführung des Videobeweises bewusst Zeit, um von den Fehlern anderer Top-Ligen zu lernen. Heuer ist es so weit. Video Assistent Review (VAR) hat es auch in die Premier League geschafft. Richtig glücklich scheint er auf der Insel keinen zu machen.

Die Vorgabe ist klar. Nur klare Fehlentscheidungen sollen zurückgenommen werden. Das führt zu kuriosen Szenen. Schiedsrichter pfeifen einen harten Zweikampf im Sechzehner nicht, weil es schließlich die Rückversicherung VAR gibt. Die Entscheidungsträger im Video-Raum schreiten nicht ein, weil man die Autorität des Unparteiischen nicht untergraben möchte. Szenen wie diese sind die Folge:

Es entsteht der Eindruck des rechtsfreien Strafraums. Oben wird Liverpools Joel Matip nach einer Ecke von Newcastle-Verteidiger Jamaal Lascelles umgerissen. Die Pfeife blieb stumm, VAR ebenfalls.

Abseits-Ärger in Leicester



Selbst die vermeintlich leichteste Entscheidung für den Videobeweis, die Abseitslinie, sorgt am Samstag für helle Aufregung. Schauplatz: Leicester. Die Spurs führen 1:0. Serge Aurier jubelt über den zweiten Treffer der Londoner. Er freut sich zu früh. Das Tor wird aberkannt. Leicester dreht das Spiel und siegt mit 2:1.

Die Entstehung des irregulären 2:0 sorgt aber für mehr Gesprächsstoff als der Ausgang der Partie. Tottenham-Angreifer Heung-min Son bewegte sich auf den ersten, von der Liga selbst gelieferten, Bildern nämlich mit dem letzten Verteidiger auf gleicher Höhe.

Die kalibrierte Linie ist hier noch grün. Es ist mit freiem Auge, selbst bei angehaltenem und vergrößertem Bild nicht zu erkennen, ob die Schulter möglicherweise millimeterweit ins Abseits ragt.

Später wird eine Version gezeigt, in der eine rote Linie, die Son repräsentiert, hauchdünn vor der des Abwehrspielers gezogen wurde. Das Problem: Wie kann VAR eine solche Entscheidung ohne Zweifel treffen? Denn, wie oben erwähnt: Nur klare Fehlentscheidungen sollen korrigiert werden.

Wann verlässt der Ball den Fuß des Passgebers? Es ist fast unmöglich, das exakt festzulegen. Jedes Frame ändert bei einer solch hauchdünnen Entscheidung aber die Position der gezogenen Linien weiter vorne auf dem Feld. Und: Wo fängt der Oberarm an, wo hört die Schulter auf? Nur Körperteile, mit denen ein Tor erzielt werden kann, können zu Abseits führen.

Es geht um Millimeter und menschliches Ermessen. Eine klare Fehlentscheidung kann so eigentlich nicht argumentiert werden.

Das sieht kurioserweise sogar Peter Schmeichel so. Er wählte klare Worte. "Ich werde NIE ein Fan von VAR in seiner heutigen Form sein. Den Spurs das zweite Tor nicht anzuerkennen, ist ein absoluter Witz." Kurios, weil es sich um den Vater von Kasper Schmeichel handelt – also jenen Torhüter, der in Diensten von Leicester Leidtragender des vermeintlichen 0:2 gewesen wäre.

(S. Klein)