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Wiener (30) erzählt über miesen Trick der Automafia

Ein Wiener (30) wollte in Deutschland einen Volkswagen kaufen. Nun erzählt er, wie er wegen eines raffinierten Betrugs beinahe 20.000 Euro verlor. 

Maxim Zdziarski
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    Der 30-Jährige Wiener (re. im Bild) wollte den VW Arteon um knappe 20.000 Euro in Deutschland kaufen.
    Der 30-Jährige Wiener (re. im Bild) wollte den VW Arteon um knappe 20.000 Euro in Deutschland kaufen.
    Privat / Leserreporter

    Immer wieder liest man im Internet von Betrügern, die einem ein gebrauchtes Fahrzeug mit fragwürdiger Historie verkaufen wollen. Doch nun sorgt eine neue und geniale Masche für Schlagzeilen. Vor rund zwei Monaten entdeckte ein 30-jähriger Wiener auf einer Gebrauchtwagen-Plattform ein offensichtlich günstiges Angebot in Deutschland. Er selbst hatte bereits in der Vergangenheit Autos im Ausland gekauft und war eigentlich davon überzeugt, die Tricks der Gauner zu kennen. 

    Günstiger Preis für Luxus-Limousine

    Das Objekt der Begierde war in diesem Fall ein Volkswagen Arteon mit geringer Kilometerlaufleistung. Der Grund für den günstigen Preis von rund 20.000 Euro: Der Luxus-VW hatte einen leichten Streifschaden. "Der Preis war für das Fahrzeug fair und entsprach in etwa dem aktuellem Zeitwert. Zudem war es ein Leasing-Auto und die Fahrgestellnummer passte ebenfalls, also ahnte ich nichts Böses", so der Wiener im "Heute"-Talk.

    Nachdem er alle relevanten Dokumente vom Verkäufer per Whatsapp zugesendet bekam, machte er sich am späten Abend auf den Weg zur vereinbarten Adresse in Essen (D). Aus dem Chatverlauf (siehe Bilderstrecke) lässt sich herauslesen, dass der Verkäufer es offensichtlich besonders eilig hatte seinen ramponierten Volkswagen zu verkaufen. Er setzte den Termin gleich um 5.30 Uhr in der Früh an und hatte am Vorabend schon den Kaufvertrag fix fertig vorbereitet.

    Der VW-Besitzer "vergaß" seinen Personalausweis. 

    Der Liesinger war also nach einer langen nächtlichen Autofahrt mit seinem Vater überpünktlich um 5.15 Uhr vor Ort. Doch der Verkäufer erzählte ihnen, er hätte seinen Personalausweis "vergessen". Die beiden Wiener erwiderten das wäre kein Problem, er könnte diesen in der Zwischenzeit holen und danach würden sie den Kaufvertrag wie vereinbart abschließen. Der VW-Besitzer willigte ein und fuhr daraufhin los.

    Verkäufer vertröstete Wiener

    Doch zurück kam er nicht mehr. Stattdessen ließ er aus unbekannten Gründen auf sich warten. "Wir wurden zuerst vertröstet, es wäre ihm etwas dazwischen gekommen. Gegen 8.30 Uhr telefonierten wir. Um 10.30 standen wir immer noch da. Aber: Kein VW und kein Verkäufer in Sicht", erzählt der Wiener im "Heute"-Gespräch.

    In dem Moment kamen bei dem 30-Jährigen und seinem Vater erste Zweifel auf. Nachdem der mysteriöse Deutsche um 15 Uhr immer noch auf sich warten ließ, entschloss sich der Familienvater die Transaktion sausen zu lassen. Wie sich herausstellte, sollte das die einzig richtige Entscheidung an diesem Tag gewesen sein. 

    Richtiges Bauchgefühl rettete Wiener 

    Der 30-jährige Wiener ist sich heute sicher, dass er Opfer eines gut durchdachten Betrugs geworden wäre. Nach dem Vorfall entdeckte er nämlich den beschädigten Arteon ein weiteres Mal im Internet und stellte den Verkäufer kurzerhand zur Rede. Der blockte jedoch ab und legte auf – das Inserat war nur kurz darauf offline und nicht mehr abrufbar.

    "Jetzt macht alles einen Sinn für mich. Ich wäre beinahe um 20.000 Euro betrogen worden, wenn mein Vater nicht mit mir vor Ort gewesen wäre", erzählt der erleichterte Wiener. Er hörte im letzten Moment auf sein Bauchgefühl und ließ die Finger von dem vermeintlichen "Schnäppchen". 

    Die raffinierte Betrugsmasche 

    Wie "Spiegel TV" in einer Recherche aufdeckte, treiben Betrüger seit einiger Zeit mit einem raffinierten Trick ihr Unwesen auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Die Bande soll bereits 2017 ins Straßenverkehrsamt in Duisburg (D) eingebrochen sein. Seitdem dürften die Betrüger im Besitz von etwa 15.000 "leerer" KFZ-Dokumente sein.

    Mithilfe gefälschter Personalien und Briefkastenfirmen, leasen sie zunächst hochpreisige Premium-Fahrzeuge. Im Anschluss werden diese mit einem leichten Blechschaden auf bekannten Online-Plattformen günstig inseriert und zum Kauf angeboten.

    Da die Fahrzeuge rechtlich gesehen den Leasinggesellschaften gehören, sind die Papiere nach außen hin sauber. Wird das Auto an einen Klienten verkauft, fälschen die Betrüger einen neuen Fahrzeugbrief. Sobald die Luxus-Karossen dann vom vermeintlich neuen Besitzer zugelassen werden sollen, fliegt der ganze Schwindel in der Zulassungsstelle auf. Bei den KFZ-Dokumenten handelt es sich nämlich um jene, die bei dem Diebstahl in Duisburg entwendet wurden.

    Die Geschädigten stehen bei dem miesen Trick der Automafia letztendlich vor dem Nichts. Meist setzen sich die Täter ins Ausland ab und ihre Spuren verlaufen im Sand. Somit sind auch die Chancen auf einen Schadenersatz äußerst gering.