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Wiener Diplomat soll Bombe ins Land geschmuggelt haben

Assadollah A., in Österreich akkreditierter iranischer Diplomat, soll einem Paar einen Sprengsatz aus 550 Gramm eines Sprengstoffs übergeben haben.

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Die Sicherheitsvorkehrungen beim Prozess sind groß.
Die Sicherheitsvorkehrungen beim Prozess sind groß.
JOHANNA GERON / Reuters

Assadollah A. ist ein spezieller Häftling. Immerhin war er bis vor zweieinhalb Jahren als Diplomat an der iranischen Botschaft in Wien akkreditiert. Mittlerweile sitzt er in Untersuchungshaft – wegen Terrorverdachts. Die Ermittler sehen in dem Mann nämlich keinen Diplomaten, sondern einen iranischen Geheimagenten mit mörderischen Plänen. "Heute" berichtete.

Am Freitag beginnt in Antwerpen, Belgien, der Prozess gegen A. Ihm wird vorgeworfen, 2018 einen Bombenanschlag auf iranische Exil-Oppositionelle geplant zu haben. Diese hatten sich in Villepinte bei Paris zum Jahrestreffen des Nationalen Widerstandsrates des Iran (NWRI) getroffen – einer Veranstaltung von Aktivisten, die einen Sturz des islamistischen Mullah-Regimes anstreben. Über 20.000 Menschen nahmen daran teil.

Hochexplosiver TATP-Sprengstoff im Diplomatengepäck?

Der WDR, der NDR und die "Süddeutsche Zeitung" erhielten Einsicht in die Prozessakten. Demnach haben die Ermittler keinen Zweifel daran, dass es hier um iranischen Staatsterrorismus handelt – und dass A. ein Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes MOIS ist, zu dessen Aufgaben die Beobachtung und Bekämpfung oppositioneller Gruppierungen innerhalb und außerhalb des Irans gehören.

Laut Anklage soll Assadollah A. einem jetzt ebenfalls angeklagten belgischen Paar einen Sprengsatz aus 550 Gramm des hochexplosiven Sprengstoffs Triacetontriperoxid (TATP) übergeben haben. Der belgische Geheimdienst geht davon aus, dass A. die Bombe aus dem Iran nach Österreich transportiert hatte – an Bord eines zivilen Passagierflugzeugs in seinem Diplomatengepäck. Der Sprengsatz sei "sehr professionell" gebaut gewesen und hätte eine erhebliche Zerstörungskraft gehabt.

Dimitri de Beco, der Anwalt von Assadollah A.
Dimitri de Beco, der Anwalt von Assadollah A.
JOHANNA GERON / Reuters

"Die Playstation 4 ist mit dem Fernseher verbunden"

Offenbar tauschten sich A. und seine mittlerweile geständigen Komplizen über Codewörter aus. So war mit "PlayStation 4" wohl jeweils der Sprengsatz gemeint. Sie hätten diese mit dem Fernseher verbunden, meldeten die Helfer A. dann vor dem geplanten Anschlag. Die Ermittler denken, dass damit gemeint war, dass der Fernzünder angebracht worden war, den Assadollah A. ebenfalls übergeben hatte.

Nach einem Tipp eines ausländischen Geheimdienstes hatten belgische Spezialeinheiten das Paar mit dem Sprengstoff im Auto auf dem Weg nach Frankreich gestoppt und festgenommen. Auch bei A. klickten die Handschellen. Er war von einer Ferienreise auf dem Weg zurück nach Österreich, als bayrische Beamte ihn festnahmen.

Streit um Diplomatenstatus

Assadollah A. und sein Heimatland Iran protestierten vehement und verweisen bis heute auf den Diplomatenstatus. Deutschland stellt sich dagegen auf den Standpunkt, dass A. bei seiner Festnahme nicht unter diplomatischem Schutz stand, weil er sich außerhalb Österreichs befand. Die deutsche Bundesanwaltschaft hatte zuvor einen Haftbefehl unter anderem wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und Verabredung zum Mord erwirkt. Die EU hatte Assadollah A. bereits Anfang 2019 auf ihre Terrorliste gesetzt und damit unter anderem das Einfrieren seiner in der EU vorhandenen Vermögenswerte ermöglicht.

Ein Urteil in dem spektakulären Prozess wird frühestens gegen Ende Dezember erwartet. Den Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft.

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