Sie zogen im April durch Wiener Parks, spielten sich als "Sittenwächter" auf und schlugen brutal zu. Das Ziel: Männer, die auf fingierte Dates mit einer angeblich 13-Jährigen eingegangen waren, "zu bestrafen" – wir berichteten. Statt einem Date gab’s Nasenbrüche, Jochbeinfrakturen und Raub. Ein Opfer wurde sogar mit Fußtritten malträtiert, nachdem es bereits am Boden gelegen war.
"Wir wollten, dass sie ihre Lektion lernen", so der älteste Angeklagte am ersten Prozesstag am Wiener Landl.
Laut dem beherzt verteidigenden Christian Werner sei es den Burschen ums schnelle Geld gegangen – aber sicherlich auch um "veraltete, islamische Moralvorstellungen", die die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen zusätzlich angefacht hätten. Dumm gelaufen: Die unfassbaren Taten wurden von den Tätern selbst gefilmt, die brutalen Videos als Beweise gegen sie vor Gericht verwendet.
Am Mittwoch kassierten die selbsternannten "Pädo-Hunter" zwischen 16 und 19 Jahren dann ihre nicht rechtskräftigen Haftstrafen – und die hatten es in sich: Drei Jahre unbedingte Haft für den Mandanten von Melanie Kolar (Kanzlei Rast/Musliu) – er wurde von einigen Fakten freigesprochen. Dreieinhalb Jahre unbedingte Haft für den von Anwalts-Veteran Ernst Schillhammer vertretenen Burschen und sechs Jahre unbedingte Haft für den 19-jährigen Haupttäter (Anwalt Werner), der die Hauptschuld zu verantworten hatte.
Alle Urteile sind nicht rechtskräftig. Opfervertreter Wissam Barbar zeigte sich mit dem "generalpräventiven" Urteil zufrieden. Sein an der Nase verletzter Mandant bekam das geraubte Geld zugesprochen und zusätzlich 1.000 Euro Schmerzengeld. "Den Rest werden wir zivilrechtlich einfordern", so Barbar zu "Heute".
