Die selbsternannten Sittenwächter kannten kein Erbarmen. Seit April attackierten sie in Wien zahlreiche Opfer mit Schlagringen, Tritten und Schlägen, entrissen ihnen Bargeld und Wertgegenstände. Die brutale Bande rechtfertigte unfassbare Gewalt, da sie sich im Internet als minderjähriges Mädchen namens "Aylin" oder "Leyla" ausgaben und so die Opfer in eine Liebesfalle lockten.
An abgelegenen Orten wie Parks oder hinter der Millennium-City warteten statt Schmetterlingen im Bauch jedoch ein Butterfly-Messer, das die Sittenwächter ihren Opfern lachend an den Bauch hielten, bevor sie sie gefilmt, beraubt und gedemütigt haben sollen. "Alles raus", brüllten sie die Opfer an. "Das ist aber nicht islamisch, sich mit einer 13-Jährigen zu treffen", belehrten sie ihre Gegenüber mit Gewalt.
Ein Afrikaner habe vor laufender Kamera wie ein Hund bellen müssen, sollte sagen: "Ich bin ein dreckiger N***r und Sklave und gehöre euch." Einem hilflosen Syrer (Opfervertreter Wissam Barbar) wurde nach erfolgter Geldübergabe mehrfach ins Gesicht getreten, die Nase gebrochen und ein Zahn ausgeschlagen. Die Attacke wurde auf Video festgehalten, kurz darauf klickten die Handschellen.
"Es ist erschreckend, mit welcher Gewalt sie vorgingen, obwohl sie ihm das Geld schon abgenommen hatten – da ist die reine Lust an der Gewalt erkennbar", fordert der Rechtsanwalt eine harte Strafe. "Unsere Mandanten bereuen ihr Verhalten zutiefst", so Verteidigerin Melanie Kolar (Kanzlei Rast/Musliu) und Veteran Christian Werner unisono. Nun entscheidet die Richterin, die Unschuldsvermutung gilt.