Zweimal im Jahr gönnt sich eine Wahl-Wienerin etwas vom Chinesen – das war’s. Im Restaurant war sie zuletzt vor zwei Jahren zu ihrem 60. Geburtstag. Jetzt ist sie 62, fünffache Mutter, gelernte Bildhauerin – und Mindestpensionistin. "Meine Pension habe ich mir anders vorgestellt", sagt sie gegenüber der "Kronen Zeitung".
Nach Abzug von Miete und Betriebskosten bleiben ihr im Monat rund 450 Euro – umgerechnet 15 Euro pro Tag. Für Essen, Kleidung, Medikamente und Co. "Ich weiß nicht, wie ich das Monat schaffe", sagt die Wienerin, die sich mit Sozialhilfe und Caritas-Beratung über Wasser hält.
Im Schnitt bekommen Frauen bei uns 40 Prozent weniger Pension als Männer. Aktuell beträgt die Mindestsicherung in Österreich genau 1.273,99 Euro pro Monat. Laut Statistik Austria sind in Österreich 32 Prozent aller weiblichen Pensionisten armutsgefährdet – also fast jede dritte Frau. Ein EU-weites Trauerspiel: Österreich liegt damit auf Platz 24 von 27.
Der Grund: Viele Frauen arbeiten wegen der Kindererziehung Teilzeit oder gar nicht, oft jahrzehntelang. Das rächt sich im Alter. "Ich habe meine ganze Kraft in die Kindererziehung und die Haushaltsführung gesteckt, darunter hat in meinem Leben die Lohnarbeit gelitten", sagt die Mutter von fünf Kinder der "Krone".
"Jetzt wohne ich in einer kleinen Wohnung, in der ich mich nicht wohlfühle, und tue mich schwer, dafür die Miete zu bezahlen", wird die Frau weiter zitiert, die nicht weiß, wie sie über die Runden kommen soll. Doris Anzengruber von der Caritas Wien bestätigt gegenüber der "Krone": "Durch die Krisen wie Corona, Teuerung und Inflation sind viele Menschen in Not geraten."
Und Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, ergänzt: "Altersarmut ist kein persönliches Scheitern, sondern erfordert politisches Handeln für mehr Gleichberechtigung. Noch immer sind viele Frauen von zu niedrigen Löhnen betroffen, es gibt zu wenig Anerkennung und Anrechnung für unbezahlte Arbeit, und wir haben ein Pensionssystem, das Frauen benachteiligt."