Sport
Wienerin wird Boss von Formel-1-Rennstall
Sie ist bereits jetzt die rechte Hand von Peter Sauber bei dessen Schweizer Rennstall. Doch der 68-Jährige denkt nun an die Pension und will die Wienerin Monisha Kaltenborn nun zu seiner Nachfolgerin machen. Heute.at sprach mit der zweifachen Mutter über ihre Aufgaben als Teamchefin in der Machowelt der Formel 1 und wie sich dies mit ihrer Familie vereinbaren lässt.
Sie ist bereits jetzt die rechte Hand von Peter Sauber bei dessen Schweizer Rennstall. Doch der 68-Jährige denkt nun an die Pension und will die Wienerin Monisha Kaltenborn zu seiner Nachfolgerin machen. Heute.at sprach mit der zweifachen Mutter über ihre Aufgaben als Teamchefin in der Machowelt der Formel 1 und wie sich dies mit ihrer Familie vereinbaren lässt.
Eigentlich hatte Peter Sauber schon längst von der Formel 1 Abschied genommen, doch dann kam ihm der Ausstieg von Ex-Partner BMW dazwischen. Der Schweizer rettete sein Team vor dem Untergang und spätestens seit dem zweiten Platz von Sergio Perez in Malaysia ist klar, dass die Formkurve wieder stark nach oben zeigt.
Jetzt will sich der 68-Jährige aber endgültig zurückziehen. "Ich sagte immer: Ich möchte mit 70 nicht mehr an der Boxenmauer stehen. Meine Nachfolge ist geregelt. Monisha Kaltenborn wird unsere neue Teamchefin. Das ist fix. Wann es so weit sein wird, ist noch offen", erklärte der Rennstallbesitzer in einem Interview mit Der Sonntag.
Gegenüber Heute.at meinte die designierte Teamchefin zu ihrer bevorstehenden Beförderung: "Rein vom Aufgabenbereich her wäre es für mich nicht so eine große Änderung. Da ich ja auch für das Operative verantwortlich bin, greife ich ja schon zum Teil auf das Geschehen auf der Strecke ein. Bereits jetzt sitze ich fast jedes Mal neben Herrn Sauber, wenn ich an der Strecke bin und dabei lernt man auch sehr viel. Der Reiz wäre für mich mehr die Funktion als das vorne sitzen, denn ganz ehrlich, die Stühle sind nicht besonders angenehm."
In China wird Kaltenborn bereits wie im Vorjahr in Japan Sauber für ein Rennwochenende an vorderster Front vertreten. Vor der Abreise nahm sich die 40-Jährige für ein Interview mit Heute.at Zeit (hierzu bitte umblättern).
Wie sieht Ihr Tagesablauf in der rennfreien Zeit aus?
"Ich habe zwei kleine Kinder, die als erstes in die Schule verabschiedet werden und dann geht es ins Büro. Zuerst gilt es das abzuarbeiten, was an den Grand-Prix-Wochenenden liegengeblieben ist. Sonst kümmere ich mich um das Tagesgeschäft, sei es um juristische, kommerzielle und personelle Dinge sowie Sponsorverhandlungen. Ich informiere mich zudem bei unserer Technik, was die nächsten Pakete sind und wohin die Reise geht. Das dauert meist bis in den frühen Abend. Dann geht es nach Hause. Ich versuche mir jeden Tag eine gewisse Zeit für die Kinder freizuhalten. Wenn die beiden im Bett sind geht die Arbeit weiter. Insbesondere per Mail kommuniziere ich viel mit unseren Partnern in Mexiko, weil wenn bei uns Abend ist beginnt bei ihnen der Tag. Das kann dann bis weit in die Nacht gehen."
Wie bekommen Sie Familie und Ihren zeitraubenden Job unter einen Hut?
"Das ist sicherlich keine einfache Aufgabe, aber es ist eine Frage der Organisation und der Unterstützung, die man bekommt. Ich habe auf der einen Seite das Glück, dass ich ein Kindermädchen habe, dass schon seit einigen Jahren bei uns tätig ist. Sie versteht sich wirklich gut mit den Kindern und hat ein gutes Verhältnis zu ihnen. Andererseits kommt meine Mutter aus Wien oft vorbei, gerade wenn ich auf Reisen bin. Das ist sehr wichtig für die Kinder, damit sie sich nicht allein gelassen fühlen."
Wie ist es als Frau in der Männerdomäne Formel 1?
"Ich fühle mich ganz wohl, bei mir sehe ich auch weniger die Probleme, da ich schon so lange dabei bin. Ich hatte das Glück, dass ich schon von Beginn an mit vielen Entscheidungsträgern in der Formel 1 zu tun hatte, die doch nur ein kleiner Kreis sind. Wenn sie einen schon so lange kennen und man dann noch in eine höhere Position aufsteigt, wird man auch schnell akzeptiert. Ich hatte in dieser Richtung eigentlich nie böse oder unerwartete Erfahrungen gemacht. Nach außen hin wirkt das anders, wenn man die einzige Frau ist. Man muss auch dazu sagen, dass für Herrn Ecclestone auch in wichtigen Positionen schon immer Frauen gearbeitet haben."
Wie sehen Ihre Aufgaben an einem Rennwochenende aus?
"Ein wesentlicher Teil davon ist Medienarbeit. Hier trifft man sehr konzentriert auf internationale Medien, man hat seine Interviews und kann seine Botschaften platzieren. Dann gibt es auch noch unsere Gäste, die man eventuell mitbetreuen muss. Und natürlich gibt es den Bereich des Rennbetriebes. Da ist es für mich wichtig zu sehen, was an der Rennstrecke passiert, wo es Probleme geben kann und wie man die dann zu Hause lösen kann."
Wie würden Sie Ihre Piloten Sergio Perez und Kamui Kobayashi charakterisieren?
"Das sind zwei junge und talentierte Fahrer. Es sind zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, aber beide versuchen sich ins Team einzubringen und einzufügen - vor allem bei der Entwicklung."
Perez wurde nach seinem zweiten Platz in Malaysia mit Ferrari in Verbindung gebracht. Gab es bereits eine Anfrage aus Maranello?
"Nein, da gab es bislang noch keine Gespräche."
Kamui Kobayashi gilt als einer der besten Überholer in der Formel 1. Wann platzt ihm der Knoten?
"Damit man so einen Erfolg hat, muss sehr vieles zusammenpassen. Leider hatte er zuletzt Probleme mit dem Auto. Bei Sergio ist in Malaysia alles zusammengekommen, deshalb wünsche ich mir auch für Kamui, dass bei ihm einmal all diese Faktoren zusammenspielen und auch er so einen Erfolg hat - das Zeug dazu hat er."
In welchen Bereichen wird der Sauber in der rennfreien Zeit bis China verbessert werden?
"Das kann ich leider nicht verraten. Das diesjährige Auto basiert auf dem letztjährigen. Als Ziel haben wir uns vor der Saison gesteckt, die Schwächen auszumerzen - insbesondere die Performance im Qualifying. Wir müssen uns primär darauf fokussieren, dass wir das Niveau halten können und in die richtige Richtung weiterentwickeln. Noch dazu müssen wir das Tempo bei der Entwicklung halten können, denn die Konkurrenz schläft nicht. Die Abstände zwischen den Teams sind sehr klein, also braucht es nicht viel und man steht in der Rangliste ganz woanders."
Wie lautet Ihre Prognose für das Rennen in China?
"Das wird ein schwieriges und enges Rennen werden. Aber wir kommen nach diesem Erfolg natürlich mit gewissen Erwartungen dort hin. An unserer Ausrichtung wird dieser Podiumsplatz aber nichts ändern. Wir müssen auf unsere Stärken fokussiert sein und schauen, dass wir die Probleme, die wir in den Vorjahren hatten, diesmal nicht haben werden."
Markus Miksch