Coronavirus

Wilder Streit! "Anschober will Corona-Fälle verstecken"

Diese "Heute"-Enthüllung sorgt für Gesprächsstoff: Das Gesundheitsministerium will andere Infektionszahlen kommunizieren. Die Länder legen sich quer.

Clemens Oistric
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Massentests in Annaberg
Massentests in Annaberg
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"Es kam offensichtlich zu einem Missverständnis" – mit diesen Worten ist das Gesundheitsministerium Dienstagabend darum bemüht, die Wogen in einem wilden Disput mit den Bundesländern zu glätten. Worum geht es? Wie von "Heute" berichtet, ersuchte das Anschober-Ressort ausgerechnet am Tag vor der Lockdown-Entscheidung darum, künftig die Infektionszahlen aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) in der Morgensitzung zu übermitteln. Diese Daten werden täglich von der AGES für die Veröffentlichung auf dem Dashboard aufbereitet.

"Unterschied wegen Verzögerungen"

Diese Daten sind zuweilen aber niedriger als die Werte, die die Bundesländer seit Beginn der Pandemie um Punkt 9.00 Uhr an den Krisenstab des Bundes kommunizieren. Warum? "Der Unterschied in den aktuellen Zahlen ergibt sich durch Verzögerungen bei den Einmeldungen ins EMS und den unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten. Keinesfalls gehen dadurch korrekte Einträge verloren oder werden 'versteckt'", heißt es aus dem Gesundheitsministerium nun.

➤ Ein Faktencheck ergibt indes: Das Gegenteil ist der Fall. Mehrere Bundesländer erklären "Heute": "Wir übermitteln dem Krisenstab jeden Tag alle Zahlen, die bis 7.00 Uhr bei uns eintreffen – Doppelmeldungen werden bei uns seit jeher ohnehin schon bereinigt."

Welchen Effekt hätte dann das Anschober-Ansinnen? Ein Informant aus den Bundesländern erläutert: "Ganz einfach: Da am Wochenende zum Beispiel weniger ausgewertet wird, informieren wir die Bevölkerung dann nachträglich über diese Infektion, sobald sie bei uns am Tisch liegt. Im neuen System – sofern man hier noch von System sprechen kann – würde man diese Neu-Infektion einfach gar nicht mehr kommunizieren und in irgendeinem Dashboard einfach still und heimlich den Sonntagswert korrigieren. Es ist nicht im Sinne der Österreicher, dass Anschober Corona-Fälle verstecken lässt."

"Werte wären nicht mehr vergleichbar"

Wo genau hier die Fallstricke lauern, möchte "Heute" wissen. Antwort: "Alle seit Wochen und Monaten bekanntgegebenen Werte wären mit einem Schlag nicht mehr miteinander vergleichbar. Gut möglich, dass das den Verantwortlichen gelegen kommt. Im Sinne der ohnehin schon verunsicherten Bevölkerung ist es garantiert nicht. Denn die hat sich längst daran gewöhnt, warum die Werte am Sonntag und Montag tendenziell niedriger sind – und versteht auch den Hintergrund."

Bundesländer legen sich quer

Und die Bundesländer? Die legen sich weiter quer. Gegenüber der APA hielt das Burgenland bereits fest, die Landesbehörden würden Anschobers Anweisung nicht nachkommen und weiterhin die amtlich bestätigten Zahlen weiterleiten, die man von den Bezirksbehörden erhalte. Auch aus Wien hörte "Heute", dass man weiter in der gewohnten Form die Infektionszahlen veröffentlichen werde. Man gehe in der Hauptstadt davon aus, dass dies alle Länder so handhaben werden. 

"In Abstimmung mit den Bundesländern und dem BMI wird in den kommenden Tagen nun eine gemeinsame Vorgehensweise finalisiert."
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)
Picturedesk/Georg Hochmuth

3.033 Neuinfektionen am Chaos-Tag

Und Anschober? Der will offenbar weiter an seinem Plan nach "neuen" Coronazahlen festhalten, wie er in einer Aussendung wissen lässt: "In Abstimmung mit den Bundesländern und dem BMI wird in den kommenden Tagen nun eine gemeinsame Vorgehensweise finalisiert, um einerseits eine Arbeitsreduktion für die Länder, durch verringerten Erhebungsaufwand, und andererseits eine Vereinheitlichung der Datenmeldung zu erreichen."

Übrigens: Am Ende eines langen Vormittages mit intensiven Diskussionen um die Corona-Zahlen wurden 3.033 Neuinfektionen und ein neuer trauriger Rekord an Toten kommuniziert. Die Hintergründe dazu kannst du HIER nachlesen >>

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