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Wind verbläst Skiflug-WM! Freund holt den Titel
Der Deutsche Severin Freund hat sich mit seinem ersten Sieg auf einer der größten Schanzen gleich den Skiflug-WM-Titel gesichert. Weil am Samstag zu starker Wind den dritten und vierten Durchgang der Titelkämpfe in Harrachov verhinderte, erhielt der 25-Jährige dank seiner souveränen Leistung vom Freitag die Goldmedaille. Bestplatzierter Österreicher war Debütant Thomas Diethart als Neunter.
Freund holte sich als erster Deutscher seit Sven Hannawald, der 2002 an gleicher Stelle triumphiert hatte, überlegen mit 11,1 Punkten Vorsprung auf den Norweger Anders Bardal und 15,4 auf den Slowenen Peter Prevc seinen ersten Einzel-Titel. Der viertplatzierte Japaner Noriaki Kasai verpasste 22 Jahre nach seinem ersten Titelgewinn in Harrachov Edelmetall um nur einen einzigen Punkt.
Am Samstag musste die Jury wegen des böigen und zu starken Windes zunächst den Beginn mehrere Male verschieben. Für 18.15 Uhr zeichnete sich eine Besserung ab, doch das Wetter spielte schließlich doch nicht mit. Die 18.000 Zuschauer bekamen keinen einzigen Flug zu sehen. Abends wurde über das Sonntag-Programm entschieden, der Teambewerb war angesichts der Prognosen aber gefährdet.
Keine Medaillen für ÖSV-Adler
Die Österreicher waren weit von den Medaillenrängen entfernt, der ÖSV ging damit erstmals seit 2004 in einem Skiflug-WM-Einzelbewerb leer aus. Tourneesieger Diethart, der am Donnerstag im Training erstmals auf einer Skiflugschanze abgehoben hatte, fehlten 26,6 Punkte auf Bronze. Stefan Kraft landete weitere 5,4 Punkte zurück an der 11. Stelle.
Von diesem Duo hatte man beim ersten Antreten in Harrachov nicht unbedingt einen Top-3-Rang erwarten dürfen, beide äußerten sich sehr zufrieden über ihre Vorstellungen. "Mit einem Platz in den Top Ten bin ich bei der ersten Skiflug-WM sehr zufrieden. Es war total lässig zum Fliegen, ich habe einen Riesenspaß gehabt", erklärte Diethart. Und der Salzburger Kraft sprach von zwei guten, aber nicht perfekten Flügen. "Kleinigkeiten machen da gleich 10 bis 15 Meter aus, Medaillen waren nicht möglich."
Pointner: "Gregor ist keine Maschine"
Gregor Schlierenzauer vermochte hingegen auch seine eigenen Erwartungen bei weitem nicht zu erfüllen. Nach einem völlig verpatzten Probedurchgang, bei dem ihm die Ski wegkippten, vermochte der Weltmeister von 2008 seine Qualitäten nicht auszuspielen. "Gregor ist keine Maschine", sagte Cheftrainer Alexander Pointner, dessen Vorzeige-Springer ebenso wie Thomas Morgenstern seit 2007 zu acht Team-Titeln bei Nordischen Titelkämpfen oder Skiflug-WM beigetragen hatte.
Nachdem er am Freitag keinen Kommentar abgegeben hatte, äußerte sich Schlierenzauer via Homepage: "Ich tue mir einfach schwer, Stabilität in mein System zu bekommen. Ich bin naturgemäß extrem enttäuscht, jeder weiß, wie gerne ich fliege, diesmal war leider nicht wirklich ein Flug dabei", erklärte der 24-Jährige.
Ernüchternde Bilanz für ÖSV
Pointners Bilanz fiel vor dem Teambewerb daher vorerst ernüchternd aus. "Vom Ergebnis her hätten wir uns sicher mehr erwartet", meinte der Tiroler. "Die Chance hätte gelebt, mit dem Gregor oder auch mit einem der Jungen, wenn die ihre besten Sprünge gezeigt hätten. Das ist nicht geglückt, das müssen wir aushalten können."
Freund flog auch getragen vom Selbstvertrauen seiner jüngsten Erfolge zum Sieg. Er hatte in Sotschi als Schlussspringer Team-Gold vor Österreich gesichert und seither mit drei Siegen und zwei zweiten Plätzen im Weltcup aufgezeigt. "Nach vielen vierten Plätzen ist Genugtuung dabei, auch wenn ich das lieber auf der Schanze ausgemacht hätte", meinte der Bayer. Doch auch Bardal und Prevc durften sich freuen. Beide standen nach WM 2013 (Bardal 1. Normalschanze, Prevc Silber und Bronze) und Olympia (Bardal Bronze, Prevc erneut Silber und Bronze) auch beim dritten Großereignis in Folge auf dem Podest.